July-September 2021

Genau so pünktlich wie Problemas lag auch wieder das neue Exemplar von StrateGems in meinem Briefkasten. Neben den neun Urdrucken gibt es auch die zwei Preisberichte (“Sonstige Retros” und Beweispartien) zum Jahrgang 2018 von Dmitrij Baibikov, auf die ich noch ausführlich eingehen werde.

Und die direkt anschließende Vorstellung von Franz Pachl mit zwölf Aufgaben solltet ihr auch nicht verpassen!

Ein wenig komplexer

Im gerade erschienenen zweiten 2021-Heft von Probleemblad ist auch mein Retro-Preisbericht 2017-2018 abgedruckt, der ein gutes Jahr noch in den Niederlanden bzw. in Argentinien abgehangen war … Ich werde noch detaillierter darauf zurückkommen, aber euch heute schon eine Aufgabe daraus “für zwischendurch” vorstellen, auch wenn sie vielleicht ein wenig komplexer ist als die meisten anderen Zwischendurch-Stücke.

Joaquim Crusats & Andrej Frolkin
Probleemblad I/2017, 2. Lob 2017-2018
h#1,5 (14+16)

 

Das Hilfsmatt ist ja eigentlich recht einfach, wenn … Ja, wenn was zulässig wäre? Wie lässt sich die Zulässigkeit beweisen? Speziell: Was kann/muss man gegen das drohende Retropatt des Weißen tun?

Die Lösung findet ihr hier wie immer in etwa einer Woche!

Lösung

Der weiße König muss befreit werden, um das weiße Retropatt zu verhindern. R. 1.– f7-f5! 2.e4-e5 Ta5-g5 3.f3-f4 Sf4-h3 4.f2-f3 Dh1-h4 5.e3-e4 Th4-g4 6.Kg5-h6 Sc5-e6++ usw. Damit geht 1.– exf6 ep 2.Sg7 fxg7#.

Nicht 1.– f6-f5?, denn das würde g5 zum dritten Male decken, was dann R 6.Kg5-h6 unmöglich macht.

Retro der Woche 22/2021

„Du kriegst die Motten!“ begann Hans Gruber als Löser seinen Kommentar zu dieser Aufgabe: Das deutet schon darauf hin, dass wir hier etwas Besonderes erleben. Und damit sind nicht etwa die sieben Türme im Diagramm gemeint …

Nicolas Dupont
Die Schwalbe 2017, Jorge Lois gewidmet, 1. Preis
Beweispartie in 26 Zügen (15+14)

 

Schauen wir zunächst, was fehlt: Bei Weiß haben sich zwei Bauern in Türme umgewandelt, ein dritter Bauer ([Bb2]?) fehlt. Dann nämlich könnten [Bc2] und [Bf2] schlagfrei umgewandelt haben. Dazu müssen irgendwie [Bf7] und vor allen Dingen [Lf8] – der zu Hause – geschlagen worden sein.

Bei Schwarz scheint (außer der Umwandlung eines Bauern in einen Turm) nicht viel passiert zu sein – zumindest ist kaum etwas zu sehen. Bei Weiß hingegen lohnt sich das Zählen schon eher.

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Retro der Woche 15/2021

Im Aprilheft der Schwalbe 1971, also vor genau 50 Jahren, erschien der Preisbericht zum Ceriani-Gedenkturnier.

Der Italiener Luigi Ceriani (23.1.1894 — 8.10.1969) war sicherlich der bedeutendste Retro-Spezialist der Mitte des letzten Jahrhunderts. Sein Schwerpunkt war die klassische Retroanalyse, die er letztendlich als akzeptiert eigenständiges Problemgebiet etablierte, aber auch andere Themen in diesem Umfeld, z.B. die Ortho-Rekonstruktion, wo die Diagrammstellung mit geändertem Anzug erspielt werden soll. Auch mit „Märchenretros“, etwa solchen auf Zylinderbrettern, hat er sich beschäftigt.

Sein Freund Karl Fabel hatte das Turnier im Februar 1970 in der Schwalbe ausgeschrieben, Einsendeschluss beim Turnierdirektor Theodor Steudel war der 31.12.1970. Preisrichter Fabel vergab unter 15 eingereichten Stücken zwei geteilte Preise; eines der Stücke möchte ich heute zeigen.

Werner Keym
Ceriani-Gedenkturnier, Preis ex aequo
Matt in weniger als 1 Zuge (14+13)

 

„Weniger als ein Zug“ bedeutet ja, dass ein Teil eines Zuges bereits geschehen ist, dieser also „nur noch“ komplettiert werden muss.

Theoretisch kann das der Teil eines beliebigen Zugs eines Langschrittlers sein: So könnte man etwa argumentieren, wLe6 komme von f7 oder von g8, und es gehe also Lg8xd5# oder Lf7xd5#. Aber so wird die Forderung nicht verstanden, sondern im Sinne der Vollendung eines der „Spezialzüge“ Rochade oder e.p..-Schlag.

Eine unvollendete Rochade ist hier weit und breit nicht zu entdecken, also können wir davon ausgehen, dass es um e.p.-Schlag geht. Und das tut es reichlich!

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April-Schwalbe 2021

Heute hatte ich nun die April-Ausgabe der Schwalbe im Briefkasten, nachdem bereits gestern die elektronische Ausgabe bei mir angekommen war.

Auf 60 Seiten gibt es wieder jede Menge gerade für uns “Retro-Leute” interessantenLesestoff, darunter ein trauriger (Nachruf auf Günther Weeth) und ein erfreulicher: Der ausführliche Retro-Preisbericht für den Jahrgang 2017 von Silvio Baier. Auf diesen Bericht werde ich natürlich hier noch eingehen.

Der Urdruckteil enthält wieder neun Retros; ich lade euch herzlich zum Lösen und Kommentieren ein — und gute Urdrucke kann ich immer gebrauchen!

Natürlich enthält das Heft auch jede Menge interessanten Lesestoff über Retros hinaus. Besonders ans Herz legen möchte ich euch heute die Serie “Dies# fiel mir auf”, in der Hartmut Laue nun schon zum 24. Male auf Fragen des Selbstmatts sehr präzise und erhellend eingeht: Keine leichte, aber sehr empfehlenswerte Lektüre!

Retro der Woche 04/2021

24.1.2021: Mario Richter hat die Aufgabe leider gekocht; siehe seinen Kommentar. Die Aufgabe wird natürlich ihre Auszeichnung verlieren.

Seit etwa der Mitte des letzten Jahrzehnts beschäftigen sich hauptsächlich ukrainische Autoren (Andrej Frolkin, aber auch Michail Kosulja) mit „Rebus-Problemen“, in denen im Diagramm nur Buchstaben angegeben werden, aus denen dann auf die Diagrammstellung geschlossen werden muss; häufig gibt es zur gefundenen Diagrammstellung dann weitere (retroanalytische) Fragen. Eine solche Aufgabe findet sich beispielsweise im Retro der Woche 10/2017.

Der feenschach Retro-Preisbericht für 2017 ist im letzten Heft (243, Januar 2021) erschienen; Richter Hans Gruber stellte ein solches Rebus-Problem auf den zweiten Platz; einziger Preisträger ist hier ein komplexer Anticirce-Verteidigungsrückzüger des kürzlich verstorbenen Günther Weeth.

Michail Kosulja
feenschach 2017, 1. ehrende Erwähnung
Bestimme die Steine! Letzte 4 Einzelzüge? (30)

 

Wie löst man solche Aufgaben am besten? Als generelle Regel kann man versuchen, die Bauern und die Könige als erste zu bestimmen, um dann anhand der Stellungs-Spezifika, häufig durch ein Ausschlussverfahren, die Offiziere zu bestimmen. Häufig hilft bei solchen Aufgabe die Unterscheidung von Groß- und Kleinbuchstaben, die dann die Farbverteilung symbolisiert; hieraus konnte der Autor in unserer heutigen Aufgabe verzichten. (Bei den Lösungsangaben habe ich mich am Preisbericht orientiert.)

Machen wir zunächst Inventur: Auf dem Brett befinden sich je 7 B,F, je 2 A,C,E,G,L,R sowie je 1 D,H,S,W. Da nur zwei Steine fehlen, können nicht so viele Umwandlungen erfolgt sein, dass B oder F Umwandlungssteine sind; sie sind also Bauern.

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SVW-Preisbericht

Die gerade herausgekommene 31. Ausgabe (Dezember 2020) von Problemschach für Tiger enthält den Preisbericht zum 9. Problemschachwettbewerb des SVW; die Ausschreibung dazu war im Mai 2020 auch hier veröffentlicht worden.

Diesmal war es möglich, die Aufgabenstellung theoretisch vollständig zu analysieren. In 33 Zügen (und nicht schneller) können die geforderten 60 Besuche erledigt werden. Das schafften zwei Teilnehmer. Über den Sieg entscheidet das sekundäre Kriterium
(schnellstmöglich 59 Besuche). Der Sieger beweist sogar, dass seine Partie in allen nachgelagerten Kriterien das Optimum darstellt. Unglaublich! Auch den sehr ausführlichen Beweis von Martin Hintz dazu findet ihr hier zum Lesen und herunterladen.

Wie immer gibt es auch in dieser “Tiger-Ausgabe” einige weitere interessante Aufgaben; auch dabei viel Spaß beim Le/ösen!

Übrigens: Die alten Ausgaben des “Tigers” findet ihr auf den Seiten des Münchener Problemkreises (mpk).

4. Retroblog TT: Korrektur des 1. Preises

Der erste Preis im 4. Retroblog-Thematurnier ist gekocht worden: Bojan Basić fand, dass die Lösung um einen Zug verkürzt werden kann (R 5.Kg6-f5 Kg8xSg7[+wKe8] und dann weiter wie geplant).

Autor Dirk Borst verbessert — und hält die neue Version sogar für etwas besser als die ursprüngliche!