Retro der Woche 02/2015

Kuriose Zufälle gibt es manchmal…

Das folgende Stück von Gerd Wilts wurde im Phénix Turnier 2004 mit dem vierten Preis ausgezeichnet, und das wollen wir uns genauer anschauen.

Gerd Wilts
Phénix 2004, 4. Preis
Beweispartie in 18,5 Zügen (14+14)

 

Zählen wir die weißen Züge, so stellen wir fest, dass alle im Diagramm verbraucht sind: 2+1+4+4+4+4=19. Daraus ergibt sich auch, dass Weiß rochiert haben muss, denn ansonsten benötigte der weiße König drei Züge bis b1. Ferner ist klar, dass die drei Zentralbauern des Weißen jeweils einen Doppelschritt gemacht haben müssen. Sie also können nicht trickreich die beiden fehlenden schwarzen Bauern geschlagen haben.

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Retro der Woche 50/2014

Heute stelle ich ein „kleines“ Stück vor: klein bezüglich der Zügezahl, aber mit interessantem und originellem Inhalt — aber hättet ihr das bei dem Autor anders erwartet? Ich auch nicht…

Reto Aschwanden
Die Schwalbe 2003, 1. ehrende Erwähnung
Beweispartie in 14,0 Zügen (14+14)

 

Um euch noch ein wenig neugieriger zu machen hier der Beginn des Kommentars zu dieser Aufgabe in der PDB: „Interessante und neue Idee, die gar nicht so leicht zu beschreiben ist.“

Das sollte euch dann endgültig zum Selbstlösen ermuntern, allzu schwer ist das Stück auch nicht…

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Retro der Woche 49/2014

Wenn ein solcher Könner wie Silvio Baier einen offensichtlichen Umwandlungsstein im Diagramm einer Beweispartie stehen lässt, wenn dann dieses Stück auch noch die höchste Auszeichnung in einem bedeutenden Turnier gewinnt, dann muss diese Umwandlungsdame entweder thematisch sein — oder der Inhalt muss so originell sein, dass der Preisrichter sie deswegen akzeptiert.

Wenn ihr das Stück noch nicht kennt, dann ratet einmal, was nun der Grund ist?

Silvio Baier
FIDE World Cup 2011, 1. Preis
Beweispartie in 25,0 Zügen (10+14)

 

Bei Weiß sieht die Stellung sehr einfach aus: Home Base, also alle weißen Steine, die noch auf dem Brett zu finden sind, stehen auf ihren Standfeldern der Partieausgangsstellung.

Beginnen wir also mit dem Zählen der minimalen Züge bei Schwarz: Egal, welche der beiden schwarzen Damen Original oder Umwandlungsstein ist, bedurfte es mindestens dreier Damenzüge: entweder h1-h3 und d8-d6-h2 oder g1/h1-h2 und d8-d7-h3. Die Züge zur Umwandlung müssen wir nun den Bauernzügen zuschlagen. Damit haben wir offensichtlich 1+3+4+3+3+10=24.

Damit ist noch ein schwarzer Zug offen.

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Reto Aschwanden 40

Ganz herzliche Glückwünsche gehen heute in die Schweiz nach Zürich, wo Reto Aschwanden seinen 40. Geburtstag feiert.
Reto ist der jüngste Kompositions-Großmeister; er war bei der Titelvergabe gerade einmal 35 Jahre alt. Er ist einer der besten Beweispartie-Komponisten und hat sich auch als Autor von Märchenschachaufgaben einen hervorragenden Namen gemacht, speziell mit seinen hoch komplexen zyklischen Märchen-Zweizügern.

Hier aber wollen wir uns natürlich eine Beweispartie von ihm anschauen: Ich habe ein schon älteres Stück von ihm herausgesucht, das mir immer wieder hervorragend gefällt.

Reto Aschwanden
Probleemblad 2002
Beweispartie in 18 Zügen (13+13)

 

Lösung:
1.b4 Sa6 2.b5 Sc5 3.b6 Sa4 4.bxc7 b5 5.c4 Lb7 6.c8=S Ld5 7.Sxe7 Sxe7 8.c5 Sg6 9.c6 Df6 10.c7 Df3 11.c8=S f6 12.Se7 Lxe7 13.h4 OOO 14.h5 Tde8 15.h6 Ld8 16.hxg7 h5 17.g8=S h4 18.Se7+ Txe7.

Ceriani-Frolkin-Umwandlungen mit drei Springern sind nicht so ungewöhnlich. Hier jedoch haben wir dreimal das Prentos-Thema (Schlag des Ceriani-Frolkin-Steins durch einen Offizier, nicht durch einen Bauern), und das auf immer dem gleichen Feld durch unterschiedliche Steine.

Unglaubliche Eleganz mit ausschließlich thematischen Zügen bei Weiß!

Leider hat Reto sich in der letzten Zeit am Konstruktionsbrett ziemlich rar gemacht – ich hoffe sehr, dass sich das bald wieder ändern wird!

Retro der Woche 41/2014

Bernd Gräfrath, der neue Vorsitzende der Schwalbe, ist wie einige seiner Vorgänger, ein ausgewiesener Retro-Spezialist, was sich zum Beispiel daran zeigt, dass er internationaler Preisrichter für Retros ist.

Das teilt er mit zweien der drei letzten Schwalbe-Vorsitzenden: Wolfgang Dittmann und Hans Gruber. Nur Hemmo Axt ist aus dieser Phalanx ausgebrochen – das allerdings hindert mich nicht daran, ihm ganz herzlich zu seinem heutigen Geburtstag zu gratulieren, den er zum wiederholten Male auf der Schwalbe-Tagung feiern kann.

Bernd hat sich in den letzten Jahren intensiv mit Schlagschach-Beweispartien beschäftigt; bei orthodoxen arbeitet er sehr viel mit Rochade-Darstellungen, speziell den Paradoxa „Pseudo-Rochade“ und „Anti-Rochade“, wie ich die Themen einmal genannt hatte.

Heute möchte ich ein recht leichtes, aber doch bemerkenswertes Stück vorstellen, das mit ganz anderer Thematik daher kommt.

Bernd Gräfrath
Springaren 2009
Beweispartie in 11,5 Zügen (12+15)

 

Hier solltet ihr auch ohne Hinweise von mir einfach das Lösen versuchen… Weiterlesen

Frühstückspausen-Lösung

Hier nun rasch die Lösung der kleinen Beweispartie vom letzten Dienstag:

1.g4 Sc6 2.Lg2 Se5 3.Lc6 dxc6 4.g5 Dxd2+ 5.Sxd2 Ld7 6.g6 OOO 7.gxf7 Le8 8.fxe8=T Kd7 9.Txf8 Ta8 10.Te8 Kxe8.

Viel Thematik, wie ich finde: Bei Schwarz eine Anti-Rochade, also Rücknahme der Rochade in die Ausgangsstellung des Königs und des Turms, um Weiß eine Donati-Umwandlung (der umgewandelte Stein kehrt auf sein Umwandlungsfeld zurück) zu ermöglichen, wobei der Umwandlungsstein just dort geschlagen wird: Das geht natürlich nur mit einem Offizier, also gleichzeitig Prentos-Thema. All das ist nur notwendig, um den sLf8 verschwinden zu lassen.

Klasse und elegant!

Retro der Woche 17/2014

Auch wenn es auf den ersten Blick nicht so ausschaut: Die Diagrammstellung des heutigen Oster-Problems verrät schon eine Menge über die Lösung, wenn man genau hinschaut:

 

Silvio Baier
StrateGems 2012, 4. ehr. Erw.
Beweispartie in 18,5 Zügen (12+15)

 

Bei Weiß fällt neben der Homebase-Stellung (alle vorhandenen Steine befinden sich auf ihrem Feld der Partieausgangsstellung) sofort auf, dass neben den a- und b-Bauern (und offensichtlich dem g-Bauern) die weiße Dame fehlt.

Das scheint noch nicht allzu viel zu helfen; versuchen wir weiter zu kommen, wenn wir die schwarzen Züge gezählt haben. Das sind mindestens 18 (2xK, 1xD, 4xT, 2xL, 2xS, 7xB), und da Schwarz auch nur 18 Züge machen konnte, auch genau 18.

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