Retro der Woche 44/2019

Heute möchte ich euch eine klassische Retroaufgabe mit einem hierfür recht ungewöhnlichen Thema zeigen; ein paar weitergehende Überlegungen dazu erfolgen am Ende dieses Artikels.

Michel Caillaud
J. Iglesias gewidmet, Retour á l’envoyeur, France-Echecs 2005
Letzte 21 Einzelzüge? #1 (wer?) (12+13)

 

Wenn wir die Stellung mit dem Retroknoten im Norden und Nordosten anschauen, erkennen wir relativ schnell, dass er nur mittels h2xXg3 gelöst werden kann. So stellt sich sofort die Frage, warum dies nicht sofort zulässig sein sollte? Denn wenn das sofort ginge, dann wäre sicherlich für die kommenden 20 Einzelzüge keine Eindeutigkeit mehr zu erwarten, die Aufgabe wäre defekt.

Vielleicht helfen uns auch Überlegungen zur Beweglichkeit der Steine und zu den sichtbaren Schlagfällen weiter?

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Retro der Woche 43/2019

Bleiben wir noch etwas bei der Geschichte der Retroanalyse. Während klassische Retros sich bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts zurückverfolgen lassen (die Retroanalyse ist sogar älter als das Hilfsmatt!), hat die Geschichte der eindeutigen Beweispartien erst in den 1980er Jahren richtig begonnen.

Einer der Vorreiter der modernen Beweispartie ist der Ukrainer Dmitri Pronkin (* 7.7.1960), der schon lange in Deutschland lebt, sich aber vom Problemschach offensichtlich vollständig zurückgezogen hat.

Dmitri Pronkin
Die Schwalbe 1988, 1. Lob
Beweispartie in 24,5 Zügen (16+13)

 

Weiß hat noch „alle Mann an Bord“, bei Schwarz fehlen aus der Homebase-Stellung [Ba7], [Bd7] und [Bh7], die aber, da sie selbst nicht schlagen konnten, nicht selbst auf b3, c3 oder der g-Linie geschlagen werden konnten.

Also mussten sie sich umwandeln, um sich dann selbst schlagen zu lassen oder aber geschlagene schwarze Offiziere zu ersetzen. Für diese Manöver stehen Schwarz neun Züge zur Verfügung; 15 werden ja durch die erforderlichen Umwandlungen verbraucht.

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Retro der Woche 25/2019

Vom Beweispartie-Informalturnier des Probleemblad 2009-2010 hatte ich hier bereits die beiden großartigen ersten Plätze (1. Preis und 2. Preis) vorgestellt. Aber auch der dritte Preis sollte nicht dem Vergessen anheim fallen; mit dem wollen wir uns heute beschäftigen.

Nicolas Dupont
Probleemblad 2009-2010, 3. Preis
Beweispartie in 30 Zügen (15+11)

 

Bei Schwarz sind wir mit dem Zählen der sichtbaren Züge sehr schnell fertig; wir haben ja beinahe eine Homebase-Stellung vor uns; nur ein Turmzug ist sichtbar.

Bei Weiß hingegen fallen sofort zwei Umwandlungsspringer ins Auge, und damit können wir auch schon die sichtbaren Züge zählen: 3+1+4+3+4+4(+10)=29 – nur ein weißer Zug ist noch frei – und auch das nur unter der Voraussetzung, dass die beiden Umwandlungsspringer jeweils nur einen Zug gemacht und der fehlende weiße Bauer zu Hause geschlagen wurde.

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Retro der Woche 21/2019

Heute in zwei Wochen geht bereits das Andernach-Treffen zu Ende, und in drei Wochen findet ähnlich traditionell das Treffen der französischen Problemfreunde (R.I.F.A.C.E.) statt.

Hierzu gehören stets — wie ja auch in Andernach – Kompositionsturniere, bei denen jedoch — anders als in Andernach — auch Komponisten startberechtigt sind, die nicht am Treffen teilnehmen.

Im letzten Jahr waren Beweispartien oder andere Retros gefordert, in denen die Bauern durch Berolinabauern (üblicherweise durch ‚BB‘ abgekürzt) ersetzt sind. Im Märchenschachlexikon der Schwalbe sind Berolinabauern so definiert: „Ein Bauer, der schräg zieht und geradeaus schlägt – natürlich einschrittig vorwärts. Der (schlagfreie) Doppelschritt von der eigenen (2. bzw. 7.) Bauernreihe bleibt möglich, jetzt freilich diagonal. Umzuwandeln ist wie beim normalen Bauern. Ein en passant-Schlag ist möglich (Beispiel: wBBe2, sBBf4; nach 1.BBe2-g4 kann Schwarz 1.- BBf4xf3 e.p. schlagen).“ Sie werden meist, wie auch hier, durch kopfstehende Bauern dargestellt.

Übrigens wurden die Berolinabauern in Funkschach 1926 eingeführt; in diesem Jahr erschien dort auch eine BB-Studie von Emanuel Lasker!

Marco Bonavoglia
R.I.F.A.C.E. 2018, 1. Preis
Beweispartie in 11,5 Zügen, 2 Lösungen. Berolinabauern (15+16)

 

Wir sehen sofort: Nur BBa2 fehlt bei Weiß, und Weiß hat genau 12 Züge Zeit, den loszuwerden. Bei Schwarz sehen wir allerdings direkt 10 Züge: 3+0+2+0+2+3; also ist ein Zug übrig.

Stimmt das wirklich? sTb6 käme, wenn er in zwei Zügen sein Ziel erreichen sollte, direkt über h6. Das aber geht nicht, da zunächst hg6 (wir lassen bei Zug-Angaben meist, wie beim orthodoxen Bauern, die Abkürzung ‚BB‘ weg) erfolgen musste — dieser Zug versperrt aber die sechste Reihe. Also brauchte sTb6 drei Züge, und damit sind alle schwarzen Züge erschöpft.

Nun wollen wir einmal schauen, wo denn BBa2 geschlagen werden konnte?

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Retro der Woche 20/2019

In den letzten Wochen hatte ich hier bereits den ersten, zweiten und vierten Preis des Retro-Informalturniers 2016 der Schwalbe vorgestellt — da seid ihr sicher nicht allzu überrascht, dass heute der dritte Preis an der Reihe ist?

Roberto Osorio & Jorge J. Lois
Die Schwalbe 2016, 3. Preis
Beweispartie in 26,5 Zügen (12+12)

 

Dies ist mal wieder eine Beweispartie, bei der man mit dem reinen Zählen der weißen Züge nicht allzu weit kommt: Wir sehen bei Weiß einfach nur neun Bauernzüge, sonst nichts. Und auch das Zählen bei Schwarz (0+1+2+4+5+3=15) lässt noch elf schwarze Züge offen. Da ist die Untersuchung der Bauernstruktur zumindest etwas ergiebiger.

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Retro der Woche 18/2019

Vor drei Wochen hatte ich hier den 2. Preis des Retro-Jahresturniers 2016 der Schwalbe vorgestellt, nun ist der erste Preis aus diesem Turnier an der Reihe.

Silvio Baier
Die Schwalbe 2016, 1. Preis
Beweispartie in 28 Zügen (16+11)

 

Bei Weiß sind noch alle Mann an Bord, und Weiß hat auch nicht umgewandelt. Bei Schwarz sehen wir eine Home Base Position, wo also alle noch (oder wieder) vorhandenen Steine auf den jeweiligen Feldern der Partieanfangsstellung stehen.

Und bei Schwarz fehlen fünf Steine: vier Bauern und [Lc8], der offensichtlich zu Hause geschlagen werden musste.

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Retro der Woche 14/2019

Sorry: hier hatte kurzzeitig ein falsches Diagramm gestanden…
Für den mit Abstand kürzesten Tag des Jahres habe ich eine ziemlich kurze Beweispartie herausgesucht – dass ‚kurz‘ nicht mit ‚inhaltsarm‘ gleich zu setzen ist, werdet ihr spätestens am Ende dieses Beitrags gesehen haben; da bin ich mir sicher.

Michel Caillaud
Probleemblad 2009-2010, 2. Preis
Beweispartie in 17 Zügen (12+15)

 

Mit dem Zählen der sichtbaren Züge kommen wir nicht viel weiter: Bei Weiß sehen wir genau zwei Bauernzüge, und bei Schwarz schaut es mit 0+0+0+3+3+1=7 auch nicht viel besser aus. Also müssen wir uns Gedanken über die Struktur der Diagrammstellung und die fehlenden Steine machen.

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Retro der Woche 13/2019

Im letzten Retro der Woche hatte ich euch den ersten Preis der Beweispartien der Schwalbe 2008 vorgestellt, heute geht es um den dritten Preis der klassischen Retros: Die ersten beiden Preise findet ihr im Retro der Woche 8/2015 bzw. 46/2018. Auch heute orientiere ich mich an den Kommentaren des Preisrichters Nicolas Dupont.

Michel Caillaud (Günter Lauinger gewidmet)
Die Schwalbe 2008, 3. Preis
Matt in 2 Zügen (12+13)

 

Beginnen wir dieses Mal direkt mit der (formalen) Lösung:

1.0-0-0! ([2.Dxd7#] 1.– Td8/Ta7 2.Sg7#/Db8# — 1.Td1? 0-0-0!

Wir haben es hier offensichtlich mit der „RS-Konvention“ (Retro-Strategie) zu tun: Wenn zwei Rochaden sich gegenseitig ausschließen, dann ist es erlaubt, eine auszuführen und damit die andere zu verhindern — oder mit anderen Worten: „Wer zuerst kommt, mahlt zuerst.“

Also geht es im „retroanalytischen Teil“ dieser Aufgabe darum zu zeigen, dass die schwarze Rochade nicht mehr zulässig ist, wenn Weiß noch rochieren darf, ansonsten aber zulässig wäre.

Betrachten wir dazu erst einmal die Schlagbilanzen:

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