Retro der Woche 49/2020

Ein böser, weil so suggestiver, Tippfehler hatte sich im letzten Retro der Woche eingeschlichen: Nein, die Probleemblad-Redaktion hatte mich am 31. August 2010 (NICHT 2020!) ums Richten gebeten; der Bericht war dann im Oktober 2010 fertig.

Heute gehe ich auf das im Turnier bestplatzierte klassische Retro ein und stütze mich teilweise auf meine Kommentare im Preisbericht. Euch erwartet ein echtes „Verschiebestück“ in der Auflösung; bei dem die Musik fast ausschließlich im Südwesten spielt.

Harry Goldsteen
Probleemblad 2008, 1. ehrende Erwähnung
Matt? (13+11)

 

Die Inventur zeigt, dass für die Auflösung des Retroknotens im Südwesten keine Entschläge zur Verfügung stehen: Letzter Zug war offensichtlich Bd2xXc1=D#. Weiß hat drei offensichtliche Bauernschläge gemacht ([Be2], [Bf2] und [Bg2] schlugen jeweils nach links); darüber hinaus muss Weiß auf b und c überkreuz geschlagen haben, da Schwarz dazu wegen des Doppelbauern auf der d-Linie nicht imstande ist. Damit hatte Weiß fünf Bauernschläge, darunter auch die sBauern g und h, die sich beide auf g1 umgewandelt haben müssen, und damit sind alle Schläge erklärt. Bei Schwarz hat sich [Be7] nach c1 durchgeschlagen, ferner musste für die Umwandlung auf g1 auch hxg geschehen, und das erklärt alle drei Schläge durch Schwarz.

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Retro der Woche 24/2019

Dürfte ich nur ein einziges Heft einer Problemschachzeitung mit auf die berühmte „einsame Insel“ nehmen, wäre dies mit Sicherheit feenschach-Heft 192, III-IV/2012: 48 Seiten voll nur mit Preisberichten und großartigen Artikeln — alle über Retros, überwiegend über orthodoxe Auflöse-Aufgaben.

Highlight in diesem Highlight-Heft ist für mich der beinahe 28 Seiten (!!) umfassende Artikel „Retrocages and Retroclusters: a Subjective Perception“ von Andrej Frolkin und Andrej Kornilow mit 78 ausführlich kommentierten Beispielen.

Heute habe ich daraus ein Stück, das nicht allzu schwer zu lösen ist, ausgesucht: Vielleicht motiviert euch das, selbst Löseversuche anzustellen, bevor ihr nachschaut…

Dragan Lj. Petrović
Pavlović Gedenkturnier 1981, 1. Preis Gruppe A
Welches waren die letzten Züge? (15+16)

 

Das Turnier war als 61. Thematurnier von der jugoslawischen Zeitschrift Problem zum Gedenken an Branko Pavlović (6.8.1906-21.5.1980) ausgeschrieben, der hauptsächlich Last Mover und Hilfsrückzüger komponierte.

Beim ersten Blick auf das Diagramm fällt gleich der riesige Knoten im Norden auf, ebenso das Schachgebot der weißen Dame gegen den schwarzen König — und dass nur ein einziger Stein fehlt, ein weißer Turm, der offensichtlich auf g6 oder g5 geschlagen wurde.

Wie aber können wir den Knoten lösen? Dazu muss [Ke1] herausgespielt werden, damit alles nach R: Sd/f6-e8 frei gespielt werden kann. Dazu aber muss [Ke8] ins Freie, und das kann er erst…

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Retro der Woche 16/2016

Nikita Plaksin ist sicherlich einer der bedeutendsten Komponisten klassischer Retros, der aber auch intensiv im Bereich der Märchen-Retros unterwegs war: Speziell mit Andrej Kisljak zusammen hat er intensiv verschiedene Märchenbedingungen auf Last-mover Rekorde untersucht, bei denen also (zumindest) der letzte Zug eindeutig ist – und das mit möglichst wenigen Steinen.

Heute habe ich aber eine klassische Aufgabe von ihm herausgesucht, die mir immer wieder sehr gut gefällt.

Nikita Plaksin
Schachmati w SSSR 1991, 1. Preis — A. Kisljak gewidmet
#1 durch Schwarz (11+14)

 

Hier sehen wir wieder einmal eine Vorwärtsforderung, die sehr schnell zu lösen ist: Weiß ist am Zug, muss das Schachgebot durch 1.Txg4 parieren, wonach 1.– Sd6# mattsetzt. Aber das ist natürlich nicht der dürftige Inhalt dieser Aufgabe; natürlich geht es um die Stellungsgenese: Wie lässt sich die Diagrammstellung auflösen?

Dazu untersuchen wir wie üblich zunächst einmal die Schläge: Die Konstellation der schwarzen Bauern auf der b- und c-Linie erfordert drei Schläge (axb, bxc, dxc), ferner geschah gxXf6 – und das Schachgebot in der Diagrammstellung konnte auch nur durch Lh3xXg4 gespielt werden, damit sind alle fehlenden weißen Steine erklärt.

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