Retro der Woche 20/2016

Für die Pfingsttage habe ich heute ein etwas komplexeres Retro ausgesucht, das eine genaue Beschäftigung verdient. Ich kann mich noch gut erinnern, wie ich gemeinsam mit Ulrich Ring und Hans Gruber (als Ersatzrichter-Trio) den Preisbericht vorbereitet und mich gerade für dieses Stück begeistert hatte. Ich orientiere mich im Folgenden an unseren Kommentaren im Preisbericht.

Andrej Kornilow & Andrej Frolkin
Die Schwalbe 1999, 1. Preis, A. Kisljak zum 60. Geburtstag gewidmet
Welche Umwandlungen erfolgten? Auf welchen Feldern? (12+11)

 

Sofort sehen wir, dass der letzte Zug ein Abzugsschach des wSf4 gewesen sein muss. Darüber hinaus sind vier weiße und zwei schwarze Bauernschläge sofort offensichtlich.

Nun wollen wir versuchen herauszufinden, wie die Stellung, sprich: der große Knoten im Norden und Osten, aufgelöst werden kann?

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Retro der Woche 02/2016

Der Problemist-Preisbericht 2012 für Retros – dort wird das Informalturnier ja traditionell aufgeteilt in Beweispartien und (andere) Retros – zeigt mehrere Stücke, die nicht nur den Preisrichter Henrik Juel begeisterten, sondern auch mir sehr gut gefallen.

Der junge bulgarische Autor, der sich in den letzten Jahren wohl berufsbedingt sehr rar gemacht hat, zeigt hier eine tolle Kombination von Retroentfesselungen und Schachschilden, die noch durch einige andere Feinheiten gewürzt werden.

Nikolai Beluchow, Alexander Solotarjew gewidmet
StrateGems 2012, 2. Preis
Löse die Stellung auf (14+14)

 

Im Diagramm fallen einerseits die drei schwarzen Läufer auf, so dass einer entwandeln muss, und außerdem, dass der weiße König im Schach steht, so dass Schwarz mit der Rücknahme beginnen muss. Um aber die Rücknahme zu planen, überlegen wir zunächst, was wo geschlagen wurde, wie denn die Stellung aufgelöst werden kann, was dafür an Vorbereitungen zu treffen sind.

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Retro der Woche 45/2015

Das waren noch Zeiten, als es bei der Schwalbe reguläre „Ortsgruppen“ gab, die gar regelmäßig ihre eigene Zeitschrift mit Informal- und Thematurnieren, mit festen Rubriken herausbrachten.

Die „Hamburger Problem-Nachrichten“ als Mitteilungblatt der Ortsgruppe Groß-Hamburg erschienen in 28 Ausgaben von April 1947 bis Mai-Juni 1951 und mussten dann aus wirtschaftlichen Gründen eingestellt werden.

Für uns ist besonders interessant, dass in den HPN eine fünfteilige „Einführung in die Retroanalyse“ erschien, die von Hans Stempel (19.05.1902 — 04.06.1974) aus Neuss bei Düsseldorf — ein sehr weit gefasster Begriff von Groß-Hamburg — beigetragen wurde.

Hieraus möchte ich euch eine Aufgabe vorstellen mit der Anregung, euch selbst damit zu beschäftigen, bevor ihr gleich weiter lest: Soo schwer ist sie nicht, auch wenn man eine Menge bedenken muss!

Hans Stempel
VII Hamburger Problem-Nachrichten 05-06/1950, Dr. K. Fabel gewidmet
Welches war der letzte Zug? (15+12)

 

Hier reicht es natürlich nicht, den letzten Zug anzugeben, sondern es muss selbstverständlich die Auflösung der Stellung beschrieben werden, auch wenn dabei die Züge nicht eindeutig sind: Die prinzipielle Auflösungs-Strategie ist es schon!

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Retro der Woche 34/2015

Im jüngst erschienenen FIDE-Album 2007-2009 haben zwei Retros die maximale Punktzahl vom zwölf (alle drei Richter gaben also vier Punkte) erhalten: Die Beweispartie von Nicolas Dupont und Gerd Wilts hatte ich hier bereits im Retro der Woche 28/2014 vorgestellt, das zweite Stück möchte ich euch heute zeigen.

Dmitry Baibikov
StrateGems 2008, Preis
Letzte 54 Einzelzüge? (13+11)

 

Relativ schnell sieht man, dass die Stellung nur aufgelöst werden kann, wenn Weiß e2xXf3 zurücknehmen konnte, um erst den schwarzen, dann den weißen König beweglich zu machen, was die Voraussetzung dafür ist, dass der Knoten im Nordosten geöffnet werden kann, was das Freispielen des wKf6 als Voraussetzung hat.

Hierfür muss aber [Lf1] wieder zu Hause sein, um ihn nicht auszusperren. Falls zu diesem Zeitpunkt [Th1] noch nicht zu Hause ist, darf Weiß auch h3-h4 nicht zurücknehmen, um ihn nun nicht auszusperren.

Besonders auffällig sind (neben drei offensichtlichen Umwandlungs-Damen, die vielleicht die einzige kleine Schwäche dieses Problems darstellen) die Fesselungen: Beide weißen Damen sind ebenso wie ihre schwarze Kollegin auf g3 gefesselt; Eine weitere Fesselung entsteht nach dem ersten Rücknahmezug, denn das Schach gegen den weißen König kann ja nur durch Ld8xXe7+ entstanden sein; das Schlagopfer auf e7 ist dann ebenfalls gefesselt — und der ganze Norden endgültig plombiert, da auch beide weißen Türme nun im Käfig gefangen sind.

Betrachten wir nun aber die Stellung ein wenig genauer:

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Retro der Woche 30/2015

Für die warmen Tage habe ich als Retro der Woche dieses Mal leichtere Kost herausgesucht: Das heutige Stück lässt sich sicherlich beinahe vom Diagramm lösen?! Zumindest die grundlegenden Überlegungen könnt ihr vielleicht vom Blatt (besser gesagt: vom Bildschirm …) aus anstellen?

Thomas Volet & Vladimir Gurvich
StrateGems 2000(v), T. Hickey gewidmet
Weg des Be2? (15+14)

 

Gelegentlich machen die Autoren durch ihre Fragestellung unter dem Diagramm bereits auf den wesentlichen Inhalt ihrer Aufgabe aufmerksam: Statt einfach die Auflösung der Stellung zu fordern, fragen sie nach bestimmten Manövern, die im Rahmen der Auflösung dann auch eindeutig sein sollten, während wie üblich bei den anderen Teilen der Auflösung Zugumstellungen meist tolerierbar sind.

Hier wird nun witzigerweise nach dem Weg des einzig im Diagramm fehlenden Bauern gefragt.
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Retro der Woche 13/2015

Der Franzose André Hazebrouck hat überwiegend klassische Auflöse-Retros gebaut und sich hierbei intensiv mit dem Thema „Retro-Opposition“ beschäftigt. Dabei geht es darum, dass in einer bestimmten Stellung (trotz beweglicher Figuren) kein Wechsel der Zugpflicht zwischen Schwarz und Weiß möglich ist, der für die Auflösung eigentlich erforderlich wäre.

Meist sind die Aufgaben von Hazebrouck hochkompliziert; heute habe ich ein für seine Verhältnisse etwas leichteres Stück herausgesucht.

André Hazebrouck
Die Schwalbe 1993, Günter Lauinger gewidmet, Ehrende Erwähnung
#1 (wer?) (14+13)

 

Schauen wir zunächst einmal, ob wir etwas über die fehlenden Steine herausfinden können: Die weißen Bauern haben offensichtlich drei Mal geschlagen: cxb, exd und f6/h6xg7, und damit sind alle drei fehlenden schwarzen Steine erklärt. Als schwarzen Schlagzug sehen wor zunächst nur f7xe6.

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Retro der Woche 11/2015

Wenn es eines Beweises bedarf, dass Retro-Aufgaben nicht unbedingt eine „Forderung“ im klassischen Problemsinne benötigen, dann ist das Stück, das ich heute vorstellen möchte, ein hervorragendes Beispiel. (Bei der Lösungsbeschreibung stütze ich mich auf Anmerkungen von Andrej Kornilow und Henrik Juel.)

Harry Goldsteen
Probleemblad 1989, nach Andrej Frolkin, Superpreis
#1 (4+14)

 

Natürlich ist Weiß am Zug, da sein König im Schach steht, und das (sogar dualisitische) Matt mittels 1. exf8=D/T# lockt nun wirklich niemanden hinter dem Ofen hervor — aber darum geht es natürlich gar nicht.

Die spannende Frage ist natürlich, wie denn der Retroknoten im Norden aufgelöst werden kann, wie die weißen Steine denn wieder nach Süden gelangen können. Schwarz muss im letzten Zug natürlich den Springer von h7 nach f8 gezogen haben: Dabei kann er keinen weißen Stein geschlagen haben, da dies sofort zum Retropatt führt, da Weiß nun nur R 2.Le8xTf7 hat, und schon ist es vorbei.

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Retro der Woche 43/2014

Gelegentlich wird in Auflöse-Retros nicht einfach nur das „Löse auf!“ gefordert, sondern eine konkrete Frage zur Stellungsentstehung gestellt.

U.a. Wolfgang Dittmann hat darauf hingewiesen, dass solch eine Frage versteckte Bedingungen an die Auflösung enthalten kann, z.B. bei der Frage „Kürzester Weg der sD?“ Denn eine Auflösung mit längerem Weg dieser Dame könnte eine Nebenlösung enthalten oder völlig uninteressant sein. So etwas entwertet natürlich eine Aufgabe nicht, man sollte sich der Bedingung aber bewusst sein.

Auch Nikolai Beluchow stellt in der heutigen Aufgabe solch eine Frage – ist dies auch eine implizite Bedingung?

Nikolai Beluchow
Die Schwalbe 2010, 4. Preis
Letzter Zug des schwarzen Königs? (14+12)

 

Der Lackmustest ist zu versuchen, die Forderung Sinn-erhaltend umzuformulieren: „Löse auf unter der Bedingung, dass die sD den kürzesten Weg nimmt.“ Damit haben wir das Beispiel als Bedingungs-Frage entlarvt. Das klappt bei Nikolai’s Stück nicht: „Löse auf unter der Bedingung, dass der sK mindestens einmal gezogen hat.“ ist keine Einschränkung, denn der sK hat ja offensichtlich schon mehr als einmal gezogen.

Hier fokussiert der Autor also ausschließlich auf eine vielleicht besonders interessante Frage der Auflösung, betont, dass die Antwort eindeutig sein soll – und führt den Löser auf einen wesentlichen Inhalt der Aufgabe.

Betrachten wir wie üblich die Schlagbilanz:

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