Retro der Woche 38/2014

In der letzten Woche hatten wir uns eine Auflöse-Aufgabe mit der Frage nach dem eindeutigen ersten Zug eines bestimmten Steins angeschaut; ich hatte versprochen, auf dieses Thema heute zurück zu kommen.

Hier nun die Aufgabe mit dem eindeutigen ersten Zug, der bei Erscheinen von Werner Keyms Buch „Eigenartige Schachprobleme“ als einziger noch fehlte:

Gerd Wilts (Hans Gruber zum 50. Geb. gewidmet)
Die Schwalbe 2010, 2. Lob
Erster Zug der weißen Königs? (14+10)

 

Die Aufgabe ist sicherlich nicht allzu schwer, aber hübsch zu lösen. Daher solltet ihr es heute einmal ohne weitere Hinweise selbst versuchen? Viel Spaß und Erfolg dabei!

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Retro der Woche 34/2014

Mal wieder ein Blick dreißig Jahre zurück, auf ein klassisches Retro aus der damaligen Sowjetunion. „Wieso Retro, das ist doch eine Vorwärts-Forderung?“ mag der eine oder andere vielleicht fragen.

Richtig, ein einzügiges Matt ist leicht zu finden (Lxf6 bzw. Lg4) –- aber genau das ist der Punkt: Eigentlich können beide Seiten Matt setzen, wenn sie denn am Zug sind. Und das gilt es per Retroanalyse zu klären.

Metschislaw Palewitsch
Shakhmaty v SSSR 1984, 3. Preis
Matt in einem Zug (11+15)

 

Zur damaligen Zeit wurden besonders in der Sowjetunion Retros hinter „Vorwärtsforderungen“ versteckt, wohl um ihre Publikationschancen in den sehr orthodox orientierten Zeitungen zu verbessern, obgleich gerade zu dieser Zeit Retros in der UdSSR eine sehr hohe Qualität und internationale Reputation hatten.

Lassen wir uns also davon nicht irritieren und schauen uns zunächst einmal die Schlagbilanz an:

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Retro der Woche 31/2014

Heute möchte ich mal wieder einen Verteidigungsrückzüger vorstellen. Ihr erinnert euch: Hier kooperieren Schwarz und Weiß nicht, wie sonst bei Retroaufgaben, ob das nun Beweispartien oder Auflösungs-Aufgaben sind; hier will Weiß ein Vorwärtsziel erreichen – und Schwarz verteidigt sich dagegen, versucht also, dieses Ziel zu verhindern, natürlich stets mit legalen Zugrücknahmen.

Natürlich muss man hier festlegen, wie Entschläge zurückgenommen werden, und hier gibt es zwei verschiedene Typen des Verteidigungsrückzügers: Bestimmt die Partei, die einen Zug zurücknimmt, auch das mögliche Schlagopfer der Gegenseite, so sprechen wir vom Typ Proca. Bestimmt hingegen die Gegenpartei, welcher ihrer eigenen Steine entschlagen wurde, so sprechen wir vom Typ Hoeg.

Zeno Proca und Niels Hoeg haben quasi gleichzeitig im Jahre 1924 die Idee zu Verteidigungsrückzügern gehabt, sie hatten aber unterschiedliche Ideen zum Entschlag.

 

Alexander Jarosch
diagrammes 1999, 4. Lob
#1 vor 4 Zügen, VRZ Proca (3+13)

 

Ähnlich wie bei direkten Mattaufgaben kann es sinnvoll sein zu überlegen, welcher weiße Stein denn matt setzen könne?

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Retro der Woche 21/2014

Im letzten Retro der Woche hatten wir über Betrügerbauern gesprochen, die aus retroanalystischen Gründen wohl von der Linie kommen könnten, auf der sie stehen, unter dem Zeitdruck einer kürzesten Beweispartie allerdings von einer anderen Linie kommen müssen.

Neben der Diskussion hier im Blog erhielt ich auch mehrere Mails zu diesem Thema. So verwies beispielsweise Werner Keym auf unsere heutige Aufgabe und fragte, ob man das Thema nicht Betrügerrochade nennen könne, solle?

 

Edgar Fielder
Fairy Chess Review 1941
Darf Schwarz rochieren? (13+10)

 

Betrachten wir zunächst einmal die erforderlichen Schlagfälle: Der schwarze Tripelbauer auf der c-Linie erklärt die fehlenden weißen Steine, und untere denen muss auch [wBf2] sein. Der aber kann nicht direkt geschlagen worden sein, sondern muss sich umgewandelt haben. Das muss auf b8 passiert sein: Dafür sind vier Schlage erforderlich; zusätzlich gab es noch e2xd3, und [sLf8] wurde wegen der Bauernkonstellation zu Hause geschlagen.
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Retro der Woche 16/2014

Heute möchte ich mit euch zusammen einen Blick zurück in das Jahr 1989, also vor 25 Jahren werfen, eine klassische Auflöse-Aufgabe vorstellen, die mir immer noch sehr gut gefällt, auch wenn sie keine extrem spektakulären Themen enthält, auch wenn die Auflösung nicht in jedem Zug eindeutig vonstatten geht.

 

Alexander Kisljak (B. Klementjew gewidmet)
feenschach 1989, 2.-3. ehr. Erw.
Löse die Stellung auf (14+11)

 

Beginnen wir wie üblich mit der Schlagbilanz: Bei Weiß fehlen zwei Steine; einer wurde auf f6 geschlagen, und dann kann das Schachgebot im Diagramm nur durch einen Schlagfall, also TxXh2+ erklärt werden. Bei Weiß sieht man zunächst nur den Schlagfall dxe3. Da aber der [wBa2] fehlt, muss der sich umgewandelt haben. Das kann nicht auf a8 erfolgen, da er nicht am [sBa7] vorbeikommen konnte, also auf b8 umgewandelt hat. Der sBh4 kann nicht geschlagen haben, kommt also von h7 – und das bedeutet, dass zwei weiße Bauernschläge auf dem Königsflügel, genauer gesagt auf g und h, erfolgen mussten. Dabei konnte niemals der [sBc7] geschlagen werden, der sich auch nicht schlagfrei umwandeln konnte, also auf der c-Linie geschlagen wurde.

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Retro der Woche 14/2014

Zunächst war die Idee aus der Not geboren, nämlich möglichst rasch und trotzdem mit hoher Qualität eine Menge ausstehender feenschach-Preisberichte mit Ersatzrichtern zu erledigen: Dadurch wurde das Richter-Dreamteam Gruber-Ring-Brand geboren.

Wir haben gemerkt, dass das gemeinsame Richten nicht nur effektiv war, sondern gleichzeitig unheimlich viel Spaß machte – und drüber hinaus auch sehr interessante Einblicke in die „Denke“ anderer Richter gab.

Und so haben wir anschließend nicht nur aus der Not heraus, sondern geplant mehrere Turniere (nicht nur für Retros, sondern auch für Hilfsmatt und Märchenschach) gemeinsam gerichtet; dabei haben wir stets die Aufgaben einzeln „bepunktet“ (ähnlich wie beim FIDE-Album) – meist war die Übereinstimmung verblüffend groß. Spannend waren dann eigentlich „nur“ noch die Diskussionen über die Aufgaben, wo die Abweichungen größer waren. Aber immer sind wir zu einer einvernehmlichen Reihung gekommen.

So auch beim feenschach Retro-Informalturnier 2012, aus dem ich heute eine Aufgabe vorstellen möchte, die meiner Meinung nach ideal zum Selbstlösen auch für noch nicht so erfahrene Retrolöser ist: Gerade die geforderte Eindeutigkeit der letzten Züge sollte es noch ein wenig einfacher machen.

 

Gerald Ettl
feenschach 2012 (A. Kornilow in memoriam), 4. Lob
Letzte 24 Einzelzüge? (15+12)

 

Wenn ihr lösen wollt, solltet ihr euch folgende Fragen stellen: Welche Steine fehlen? Wo wurden sie geschlagen? Gab es Umwandlungen, wenn ja: wo? Wie kann der Retroknoten aufgelöst werden? Was ist Voraussetzung dafür?

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Retro der Woche 12/2014

Könnt ihr euch noch an euren Erstling, euer erstes veröffentlichtes Problem erinnern? Ich kann das: Eine ziemlich wenig originelle weiße Allumwandlung im S#3 Längstzüger mit recht wilder Zwillingsbildung und langweiligen Matts, in der ROCHADE (heute Europa-Rochade) März 1982 veröffentlicht – keine Ahnung, was den Preisrichter veranlasst hat, dem Ding ein Lob zu verpassen? Wahrscheinlich wollte er ein junges Nachwuchstalent motivieren, sich weiter mit Problemschach zu beschäftigen – das zumindest hat er erreicht…

Kaum zu glauben, auch unser heutiges Retro der Woche ist ein Erstling – und das Stück gewann in einer mehr als renommierten Problemzeitschrift den ersten Preis.

 

Sergej L. Wolobujew
Schachmaty w SSSR 1982, 1. Preis
1#? (13+13)

 

Die Frage nach einem Matt in einem Zug lässt sich aus Sicht eines Partiespielers (oder auch eines Nicht-Retro-Problemisten) leicht beantworten: “Ist Weiß am Zug, so setzt er mit Txc3 matt; ist hingegen Schwarz am Zug, so gibt es kein Matt.”

Zur damaligen Zeit wurde mit Fragen nach einem möglichen Ziel im Vorwärtsspiel gelegentlich versucht, den Retroproblemen einen “partienahen Anstrich” zu geben, um eine höhere Akzeptanz auch bei den Funktionären und Schriftleitern zu erreichen. Heute würde man sicherlich diese banale Frage zum Vorwärtsspiel durch die eigentlich interessierende Frage “Wer ist am Zug?” ersetzen – oder, wie das Stück in WinChloe wiedergegeben wird, mit der Frage nach den letzten 24 Einzelzügen.

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Retro der Woche 02/2014

Im Laufe des Dezembers sind die (vorläufigen) Ergebnisse der acht Rubriken des 3. FIDE World Cup (analog zu denen der FIDE-Alben) veröffentlicht worden; sie können z.B. von der WFCC-Seite herunter geladen werden.

Selbstverständlich interessiert hier am meisten der Retro-Bericht, den Silvio Baier sehr kompetent erstellt hat. Ich möchte heute die zweit-platzierte Aufgabe vorstellen – es ist einfach mal wieder ein klassisches Retro an der Reihe, aber auf die erstplatzierte Beweispartie werde ich auch noch zurückkommen.

Andrej Frolkin
3. FIDE World Cup 2013, 2. Preis
Ergänze auf e8 und löse auf. Minimale Anzahl Züge seit dem letzten Zug des sK? (10+14)

 

Ich folge bei der Lösungsbesprechung der von Silvio, die ich im Wesentlichen nur ins Deutsche übersetzt habe.

Geht man nur nach den direkt sichtbaren Schlagfällen, könnte auf e8 sowohl ein weißer als auch ein schwarzer Stein eingefügt werden, aber bei Schwarz fehlen nur ein Bauer und [sLc8]; letzterer kann im letzten Zug Tc6:c7+ nicht geschlagen worden sein, aber auch nicht auf e8 stehen, deshalb muss auf e8 ein weißer (umgewandelter) Läufer oder ein Springer eingesetzt werden; wT und wD scheiden wegen Doppelschachs aus.

Wäre der letzte Zug Tc6:Bc7+ gewesen, dann hätten wir die schwarzen Schläge a:b, b:c, e7:d6 und h:g; [wBe2] und [wBf2] hätten, da nicht anders schlagbar (wLc1 wurde zu Hause geschlagen, auf e8 steht noch ein weißes Stein!) auf e8 umwandeln müssen, [wBh2] schlagfrei auf h8. Der Nordwest-Käfig kann nur mittels e7:d6 aufgelöst werden – dies erst nach den beiden Entwandlungen auf e8. Bis dahin aber ist Schwarz retropatt.

Also wurde ein Offizier auf c7 geschlagen.

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