Retro der Woche 46/2018

Wenn ihr ein klassisches Retro von Thomas Volet seht, ist auch bei euch sicher einer der ersten Gedanken: „Schachschutz“? Mit diesem Thema hat Tom schon viele schöne Aufgaben gebaut; eine ganz besondere möchte ich heute vorführen.

Thomas Volet
Die Schwalbe 2008, 2. Preis
Löse auf (15+12)

 

Beginnen wir wie üblich mit der Analyse der Schlagfälle: Auf f6 wurde der einzig fehlende weiße Stein, ein Springer, geschlagen, bei Schwarz fehlen Springer, Turm und zwei Bauern; drei weiße Schläge sind im Diagramm zu sehen: Bcxbxa und Bh2xg3. Die beiden fehlenden schwarzen Bauern [Bc7] und [Bd7] können selbst nicht geschlagen haben, können aber auch beide nicht von Bauern geschlagen worden sein.

[Bc7] muss sich schlagfrei auf c1 umgewandelt haben, und [Bd7] wurde auf seiner Linie geschlagen.

Schnell sehen wir auch, wie der Knoten im Westen geöffnet werden kann: Durch die Rücknahme von Bd2-d3. Das aber ist nicht so einfach.

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Retro der Woche 44/2018

“Auch wenn klassische Retros ihre Dominanz verloren haben, die sie einige Jahrzehnte zuvor hatten, ist es immer wieder schön, von Zeit zu Zeit einem hübschen zu begegnen. In diesem Fall ist die Retroanalyse nicht kompliziert, der Inhalt ist deutlich herausgearbeitet und reizvoll. Dass der 8. und 9. schwarze Zug umgestellt werden können, ist nur ein unbedeutender Schönheitsfehler.” Das schrieb Preisrichter Kostas Prentos über unser heutiges Retro der Woche – na, wenn das nicht reizt, sich mit dem Stück zu beschäftigen…

Joaquim Crusats
Die Schwalbe 2014, 5. Preis
Löse auf! (15+12)

 

Schaut man das Diagramm ein wenig genauer an, fallen sofort zwei Umwandlungssteine auf: Schwarz verfügt über drei Türme, Weiß über zwei weißfeldrige Läufer. Bei Weiß fehlt nur [Lc1], der auf f4 oder auf f6 entschlagen werden muss.

Nun sollten wir überlegen, wo denn der schwarze Umwandlungsturm entstanden ist: Der kann nur auf a1 schlagfrei aus [Ba7] entstanden sein. Dafür muss [Ba2] Platz gemacht haben: Wir sehen also auf dem Damenflügel drei Bauernschläge: axb, bxa und bxc; ferner muss [Bd7] irgendwo auf seiner Linie geschlagen worden sein.

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Retro der Woche 34/2018

Bleiben wir noch ein wenig bei Aufgaben aus Phénix 2015 und 2016: Vor drei Wochen hatte ich von Joaquim Crusats (zusammen mit Andrej Frolkin) bereits einen Verteidigungsrückzüger vorgestellt, heute nun eine klasse Auflöse-Aufgabe.

Joaquim Crusats
Phénix 2016
Löse auf! (15+13)

 

Schauen wir wie üblich zunächst nach den Schlagfällen: Die weißen Doppelbauern auf der b-, der f- un der g-Linie stehen für die fehlenden schwarzen Steine, und der schwarze Doppelbauer auf der d-Linie erklärt den fehlenden weißen Stein.

Der Knoten im Nordosten kann erst nach e6xXf7, aufgelöst werden, der im Nordwesten kann scheinbar durch c6xTb7 aufgelöst werden. Warum geht das nicht sofort? Dazu schauen wir uns an, welche Steine fehlen: Das sind bei Schwarz die beiden Türme und ein Bauer, bei Weiß ein Bauer.

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Retro der Woche 29/2018

Der Ukrainer Alexander Kisljak (27.12.1938-5.5.2010) war ein bedeutender Komponist besonders von klassischen Auflöse-Retros, der auch häufig mit dem Russen Nikita Plaksin (*9.7.1931) zusammengearbeitet hat; dabei sind teils höchst komplexe Stücke entstanden. Heute habe ich allerdings eine Aufgabe herausgesucht, die nicht so komplex und auch nicht allzu schwer zu lösen ist.

Alexander Kisljak
Schach 1990
Welches waren die letzten 8 Züge? (14+15)

 

Schauen wir uns wie üblich die sichtbaren Schlagfälle an: Weiß schlug fxDg – nur eine Dame fehlt bei Schwarz. Bei Weiß fehlen die beiden Springer. Die sind offensichtlich durch dxe und gxh verschwunden. Andere Entschläge sind also nicht möglich, und auch um Umwandlungssteine müssen wir uns keine Gedanken machen.

Nun empfehle ich euch, erst einmal nicht weiter zu lesen, sondern euch selbst mit der Stellung zu beschäftigen, vielleicht selbst die letzten 16 Einzelzüge zu finden.

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Retro der Woche 22/2018

Nachdem ich in der letzten Woche hier den Silbermedaillengewinner des 6. FIDE World Cup vorgestellt hatte, ist heute die Aufgabe an der Reihe, die Gold gewonnen hat: Ich kann versprechen, dass dies ein echter Leckerbissen ist!

Mit den Erläuterungen kann ich es mir dieses Mal recht einfach machen: Die des Preisrichters Hans Gruber sind sehr gut, sodass ich mich an ihnen orientieren werde – aber natürlich auf Deutsch.

Andrej Frolkin
6. FIDE-Turnier, 1. Preis
Löse auf (14+14)

 

Schwarz hat offensichtlich zweimal geschlagen: exf6 und hxg, bei Weiß sieht man einen Schlagfall: exf3, außerdem ist wLh8 durch Umwandlung des [Bh2] schlagfrei entstanden. Sowohl bei Weiß als auch bei Schwarz fehlt der schwarzfeldrige Läufer und der b-Bauer; die Bauern konnten nicht direkt geschlagen werden, ebenso [Lf8] nicht auf f3 wegen der Felderfarbe. Also müssen beide b-Bauern umgewandelt haben, um aneinander vorbei zu kommen, musste dabei wBbxa erfolgen – und zwar schlug er [Lf8]. Damit sind alle Schlagfälle erklärt, und der letzte Zug war demnach (schlagfrei) 1.Df1-h1+.

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Retro der Woche 20/2018

Nachdem ich vor einigen Tagen auf das Wolobujew-60-Turnier hingewiesen habe, möchte ich heute mal wieder eine Aufgabe dieses Autors zeigen. Und das auch, weil heute zum „Andernach-Wochenende“ gehört, und vor sieben Jahren habe ich in Andernach diese Aufgabe in einem kleinen Vortrag vorgestellt. Wer mag, kann den erweiterten Vortrag in feenschach 187 (Juli 2011), Seite 109-113 nachlesen.

Sergej Wolobujew
Redkije schanry pljus 1994, 1.-2. Preis
Löse die Stellung auf! (9+14)

 

Das Stück findet sich auch im FIDE-Album und hat dort 11,5 Punkte erhalten; wir können uns also auf eine Delikatesse freuen!

Eine Besonderheit dieser Aufgabe fällt bereits auf, wenn wir uns die Diagrammstellung unter dem Gesichtspunkt der Schlagfälle anschauen: Da stellen wir nämlich fest, dass Weiß entweder axba6 geschlagen hat oder dxc(e)xd. Bei Schwarz sind direkt fünf Schläge im Diagramm sichtbar: LxXf7+ (damit wissen wir auch, dass Schwarz mit der Rücknahme beginnen muss, ob er will oder nicht) sowie bxc, cxd, exf und gxh. Hinzu kommt die Notwendigkeit, wBa7 oder wBd6 durchgelassen zu haben, also entweder axbxa oder dxc(e)xd. Und damit sind auch alle Schlagzüge durch Schwarz verbraucht.

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Retro der Woche 15/2018

Zwillinge sind bei Retros immer noch recht selten. Einen hübschen, schon beinahe 30 Jahre alten, möchte ich euch heute vorstellen, der auch noch eine sehr originelle Zwillingsbildung enthält.

Leonid Borodatow & Andrej Frolkin
Die Schwalbe 1998, 1. ehrende Erwähnung
Woher kam sBd3? b) ohne sBd3! (10+10/9)

 

Sachbearbeiter Günter Lauinger hatte in der Anmoderation dieser Aufgabe explizit darauf hingewiesen, dass die Zwillingsbildung keinen Druckfehler enthalte … Aber beginnen wir mit a):

Schnell ist zu sehen, dass alle schwarzen fehlenden Steine durch die weiße Bauernformation erklärt sind: wBe3 kommt natürlich von d2, und wBf7 hat sich von a2 dorthin durchgefressen. Ihr erinnert euch an die Retros der Woche 11/2018 und 13/2018? Richtig, hier haben wir eine frühe Darstellung des Volet 50 Themas! Das ist übrigens auch ein Grund, weshalb ich diese Aufgabe herausgesucht habe.

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Retro der Woche 09/2018

Als ich das Retro-Informalturnier 2014 in Phénix richtete, stand meine Entscheidung für den ersten Preis sehr schnell fest. Die beiden anderen Preise waren sehr gute Beweispartien, die ich schon in den Retros der Woche 53/2015 (2. Preis von Roberto Osorio) und 08/2016 (3. Preis von Nicolas Dupont) vorgestellt hatte.

Gianni Donati
Phénix 2014, 1. Preis
Geringste Zahl an wK-Zügen? (11+14)

 

Schnell sieht man natürlich, dass der schwarze König matt ist, dass die Matt gebende Dame im letzten Zug geschlagen haben muss. Doch bevor wir untersuchen, was auf h3 geschlagen worden ist, betrachten wir die seltsam dislozierten und eingeklemmten Läufer: Wie können die eigentlich nach Hause gespielt werden? wLa2 können wir beispielsweise nur nach f1 bringen, nachdem wir b2-b3 zurückgenommen haben, also muss vorher bereits [Lc1] zu Hause sein.

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