Retro der Woche 11/2018

Das erste Thematurnier, das die noch junge Zeitschrift StrateGems ausrichtete, war das Jubiläumsturnier anlässlich des 50. Geburtstages von Thomas Volet (* 23.10.1949); der Preisbericht erschien im Jahre 2001. Gleich zwei Aufgaben kamen auf den (geteilten) ersten Platz; die zweite werde ich hier auch noch vorstellen.

Andrej Frolkin
Thomas-Volet-50 Turnier 2001, 1.-2. Preis
Letzte 11 Einzelzüge? (15+10)

 

Der riesige Käfig im Südwesten kann nur aufgelöst werden, wenn ein Schild auf d1 es erlaubt, die schwarzen Türme wegzuziehen. Als Schild kommt nur eine weiße Dame oder ein weißer Turm in Frage, denn Läufer oder Springer können, egal welcher Farbe, d1 nicht erreichen.

Daher muss Schwarz das potenzielle Schild so schnell wie möglich entschlagen, da Weiß die Züge auszugehen drohen. Dieser Entschlag kann nur auf f6 erfolgen, da nur ein einziger weißer Stein fehlt.

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Rochade oder nicht

To castle or not to castle — that is the question!

Kürzlich lief mir mal wieder eine Aufgabe über den Weg, die Thomas Rayner Dawson an seinem Geburtstag im Jahre 1914 veröffentlicht hat.

Thomas Rayner Dawson
The Problem 28.11.1914
Matt in einem Zug (12+9)

 

Ohne zu viel zu verraten: 1.Ke2# sieht man sicher recht fix — die Frage ist natürlich, ob auch 1.O-O eine Lösung ist? Schwer sollte das nicht sein und für den Start ins Wochenende genau richtig. Viel Spaß beim Lösen!

Retro der Woche 51/2017

Ich bin immer wieder erstaunt und begeistert, welch tiefe Retroanalysen in Aufgaben unter der Bedingung „monochromes Schach“ möglich sind. Wir erinnern uns: Hier sind nur Züge erlaubt, in denen Ausgangs- und Zielfeld eines Zuges dieselbe Farbe haben. Daraus leitet sich beispielsweise ab, dass Springer nicht ziehen können.

Ein großer Meister monochromer Retros ist René Jean Millour; ein Beispiel haben wir im Retro der Woche 22/2017 betrachtet. Auch das heutige Stück verblüfft wieder mit einer lockeren Stellung und ganz überraschenden Fragen, die dann eindeutig beantwortet werden können.

René J. Millour
Die Schwalbe 1991, H.H. Schmitz und M. Seidel gewidmet, 4. Preis
monochromes Schach: wo wurden sLc8 und wTh1 geschlagen? (3+8)

 

Bei der Darstellung des Lösungsweges orientiere ich mich stark an der Beschreibung des Autors in seinem Buch „Subtleties on 64 Squares“ (Editions FEE=NIX 2015 — wenn ihr noch ein Weihnachtsgeschenk für euch selbst sucht…).

Klar ist, dass alle vier Springer zu Hause geschlagen wurden; ebenso klar ist, dass beide Könige, um loszumarschieren, (kurz) rochieren mussten — die lange ist ja nicht möglich, da der Turm seine Feldfarbe ändern würde.

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Zufallsfund

Gelegentlich tummele ich mich auf facebook — wegen meines „Zweithobbys“ Fotografieren, aber auch, um mitzubekommen, was sich dort problemschachlich tut.

Die Studienfreunde sind dort sehr aktiv, aus Deutschland besonders Martin Minski, aber es gibt auch Gruppen, die sich mit direkten Schachproblemen beschäftigen: Für mich überraschend mit vielen Aktiven aus Ostasien und arabischen Ländern. hierbei fallen mir viele Nachdrucke neudeutscher Probleme aus deutschen Quellen auf — die dann gelegentlich lustig ins Englische übersetzt erscheinen wie „Saxon Newspaper“ — google translate lässt grüßen!.

Gelegentlich finden sich auch Retros dort zum Lösen: Eine Menge Smullyan-Nachdrucke, aber auch andere Sachen wie Lastmover-Rekorde. Klasse Werbung für Retros, finde ich!

Heute Morgen bin ich beim Frühstück über eine Aufgabe gestolpert, die sich auf meine Nachfrage hin als Urdruck herausstellte — wobei ich offen lassen muss, ob der Autorname echt oder ein Pseudonym ist. Das Stück gefällt mir recht gut, und ich möchte sie sofort hier „nachdrucken“ und euch für „zwischendurch“ empfehlen.

Lion Xray
Chess Puzzles and Problems facebook-Gruppe 11.12.2017
a) #1, b) letzter Zug? c) 0-0-0 zulässig? (15+10)

 

Na ja, a) ist nicht so schrecklich schwer, beweist aber, dass Weiß am Zug ist. Aber zumindest der c)-Teil erfordert für die Argumentation vielleicht schon genaueres Hinsehen… Viel Spaß!

Retro der Woche 49/2017

Wenn man bei Luigi Ceriani ein „einfaches“ Hilfsmatt sieht, wird man natürlich stutzig: Steckt da nicht irgendwo Retroanalyse drin? Besonders, wo hier die Rochadestellungen bei Schwarz und Weiß auffallen.

Luigi Ceriani
Sahovski Vjesnik 1951, 1. Preis (V)
h# in 2,5 Zügen (11+14)

 

Kurz noch der Hinweis, dass hier „2,5 Züge“ bedeutet, dass der erste (schwarze) Halbzug entfällt, also Weiß zieht an und setzt mit freundlicher Hilfe von Schwarz in seinem dritten Zug matt.

Wirklich überraschend ist es nicht, dass wir fix je eine Lösung mit weißer und eine mit schwarzer Rochade finden:

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Retro der Woche 44/2017

Henry Anthony Adamson (21.01.1871 – 21.08.1941) war ein Autor, der sich im Umfeld des jüngeren Thomas Rayner Dawson (28.11.1889 – 16.12.1951) intensiv mit Retroanalyse beschäftigt hat, auch wenn sein „Output“ nicht riesig ist: Die PDB umfasst nur 21 Retros von ihm.

Adamson hat sich speziell mit „Hilfsretraktoren“ beschäftigt: es werden Züge zurückgenommen (Weiß und Schwarz kooperieren, wenn mehrere Züge zurückgenommen werden sollen), anschließend muss eine Vorwärtsforderung erfüllt werden. Bei den komplexen Retraktoren von Adamson gilt es dabei, die möglichen Lösungen retroanalytisch zu untermauern, bzw, auszuschließen. Ein reines Auflöse-Retro von Adamson findet ihr als Retro der Woche 52/2012.

Schauen wir uns nun einen seiner Hilfsretraktoren an:

Henry Adamson
The Fairy Chess Review 1938
Schwarz nimmt 1 Zug zurück, dann h#1 (15+13)

 

Der fehlende weiße Stein wurde mittels g7xf6 geschlagen, ferner sehen wir sofort zwei weiße Schlagfälle: dxe3 und hxg3. Auch den dritten können wir schnell klären, wenn wir betrachten, welcher weiße Stein fehlt: Das ist [Ba2], der aber nicht direkt auf f6 geschlagen werden konnte. Also musste er sich umwandeln, um entweder selbst geschlagen zu werden oder das Schlagopfer zu ersetzen. Als dritten weißen Schlag haben wir also axb7, damit sich [Ba2] auf b8 umwandeln konnte.

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Retro der Woche 43/2017

Gehen wir heute zurück in die Zeit vor dreißig Jahren. In gewisser Weise waren das die Pionierjahre der Beweispartien: Hauptsächlich Michel Caillaud, aber auch zum Beispiel Andrej Frolkin hatten sich um die Popularisierung der eindeutigen (!) kürzesten Beweispartien bemüht, und das trug nun Früchte, indem immer mehr Komponisten sich auf die Abenteuer dieser wiederentdeckten Forderung einließen.

Einer von ihnen war der Niederländer Jasper van Atten, der zu dieser Zeit um die Fünfzig war und sich intensiv mit verschiedenen Themen, da damals en vogue waren, beschäftigt hat.

Eine seiner Aufgaben möchte ich heute vorstellen.

Jasper van Atten
The Problemist 1987/88, 3.-5. ehrende Erwähnung
Beweispartie in 19 Zügen (16+15)

 

Schnell sehen wir, dass der einzige fehlende Stein, die schwarze Dame, auf e3 oder e4 geschlagen worden ist.

Das Zählen der notwendigen schwarzen Züge bringt erst einmal nicht allzu viel ein: Hier sehen wir nur 4+0+0+0+s+1=5 Züge, allerdings muss ja auch noch die Dame zu ihrem Schlagfeld ziehen. Damit kommen noch einmal drei (bei Schlag auf e4) oder vier (be Schlag auf e3) Züge der Dame hinzu,

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Retro der Woche 31/2017

Preisrichter Thierry Le Gleuher war von der durchschnittlichen Qualität der Nicht-Beweispartien im Jahrgang 2015 von StrateGems weniger überzeugt als von der der Beweispartien. Daher vergab er nur einen Preis; der allerdings ist, wie ich meine, sehr sehenswert.

Andrej Frolkin
StrateGems 2015, Preis
Ergänze wS auf der 1. Reihe. Letztes notwendiges Schachgebot? (13+12)

 

Wenn wir nun die Analyse möglicher Schläge vornehmen, müssen wir berücksichtigen,dass Schwarz nur zwei Steine hat schlagen können – im diagramm fehlt ja noch der zu ergänzende weiße Springer.

Offensichtlich ist, dass Schwarz exd gespielt hat. Da Schwarz ja nur zwei Mal schlagen konnte, stammen alle anderen schwarzen Bauern von ihrer Reihe – nur bei sBg3 ist nicht klar, ob er von der g- oder der h-Linie stammt.

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