Marco Bonavoglia 64

Einen sehr “eckigen” Geburtstag, der aber für jenen Schachfan eigentlich der rundeste ist, feiert heute Marco Bonavoglia: Viele kennen ihn sicher beispielsweise aus Andernach und schätzen ihn auch als Retro-Freund, der schon lange in unserem Lieblingsbereich schöne Aufgabe, häufig verbunden mit Märchenbedingungen baut.

Ein schon etwas älteres Stück, das mir aber immer wieder hervorragend gefällt, habe ich zur Feier des Tages herausgesucht:

Marco Bonavoglia
feenschach 1986
Beweispartie in 11,5 Zügen, Schlagschach (16+15)

 

Die Frage ist natürlich, wie und wo der einzig fehlende Stein, der schwarze König, “herausoperiert” werden konnte, ohne dabei in andere Schlagfallen tappen zu müssen.

1.d3 Sf6 2.Kd2 g5 3.Ke3 Lh6 4.Ld2 0-0 5.Le1! Kh8 6.Lc3 Sg8 7.Lxh8 a5 8.Lc3 a4 9.Ld2 Sf6 10.Lc1 Th8 11.Kd2 Lf8 12.Ke1.

Da gibt es in so wenigen Zügen viel zu bestaunen: Jede Menge Rückkehren, Rochade, ein verblüffender Tempozug — immer wieder schön!

Lieber Marco, alles Gute wünsche ich dir zu deinem Geburtstag — und wir sehen uns in Andernach?!

Retro der Woche 20/2017

Am letzten Freitag konnte Andrej Frolkin seinen 60. Geburtstag feiern, und deshalb habe ich natürlich für heute eine weitere Aufgabe von ihm herausgesucht. Sie ist exakt 30 Jahre alt und hat sogar inhaltlich ein wenig mit dem am Freitag vorgestellten Stück zu tun.

Andrej Frolkin
Die Schwalbe 1987, 3. Preis
Letzte 34 Einzelzüge? (15+10)

 

Ein paar Details der Stellung sieht man recht schnell:

Der fehlende weiße Springer wurde mittels axb geschlagen; zwei Schläge durch Weiß (dxc, cxb) sind ebenfalls sofort sichtbar.

Und klar ist, dass Schwarz mit der Rücknahme beginnen muss, denn der weiße König steht im Schach. Da sBd3 nicht entschlagen kann, haben wir schon 1/34 der Lösung: R: 1.d4-d3+.

Dann wird es aber ein wenig komplizierter, wenn wir uns überlegen, wie der Knoten im Westen aufgelöst werden kann.

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Retro der Woche 04/2017

Traditionell veranstalten die französischen Problemfreunde im Rahmen ihres Pfingst-Treffens auch ein Retro-Lösungsturnier; die Urdrucke nehmen am phénix Informalturnier teil. Im Jahr 2005 belegten zwei dieser Urdrucke die ersten beiden Plätze des Informalturniers! Heute stelle ich das Preisproblem vor, in einer der kommenden Wochen auch die erste ehrende Erwähnung.

Michel Caillaud
Messigny 2005 Preis phénix 2005
Hilfsmatt in 2 Zügen (11+12)

 

Die möglichen Lösungen des Hilfsmatts (Schwarz zieht an und hilft dem Weißen beim Matt des schwarzen Königs in der geforderten Zügezahl) sind schnell gefunden; in beiden rochiert Schwarz. Also 1.OOO Sc5 2.Lb8 Sxe7# und 1.OO Sg5 2.Sh8 Se7#.

In einem Retro-Lösungsturnier ist das natürlich nicht alles; da ist schon klar, dass es um die (Il-) Legalität der Rochaden geht. Dass nicht beide Rochaden zulässig sein können, sieht man nach den ersten Schritten der Stellungsanalyse.

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Retro der Woche 03/2017

Kürzlich hatte ich auf den Artikel „Motivation: the underlying contents in SPGs“ von Roberto Osorio in der Januar 2017 Ausgabe von Problemas hingewiesen. Daraus möchte ich heute die erste Aufgabe vorstellen; die zweite hatte ich bereits im Retro der Woche 10/2014 vorgestellt.

Gianni Donati
StrateGems 2009
Beweispartie in 18 Zügen (14+13)

 

Beginnen wir wie üblich mit der Inventur: Bei Weiß fehlen [Lf1] und [Bf2], letzterer wurde auf f6 geschlagen – wegen der Felderfarbe kommt dort als Schlagopfer [Lf1] nicht in Frage.

Bei Schwarz fehlen die beiden Läufer sowie [Ba7]. Offensichtlich starb [Lc8] auf h3 und [Lf8] auf c3, denn dorthin konnte [Ba7] mangels Schlagfälle nicht kommen.

Damit sind die Schlagfelder für [Lf1] und [Ba7] noch offen.

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Retro der Woche 52/2016

Am heutigen Weihnachtstag wieder ein Blick zwanzig Jahre zurück: Hier können wir also wieder „klassische“ Themen erwarten. Passend eine Beweispartie aus dem hohen Norden, wo der Weihnachtsmann mit seinem Schlitten, mit den Rentieren gestartet ist.

Unto Heinonen
Springaren 1996, 2. Preis
Beweispartie in 19 Zügen (13+12)

 

Nur ein sichtbarer Bauernschlag durch Schwarz, nur zwei durch Weiß, somit bleiben zunächst jeweils zwei Schläge unerklärt. Aber dann fällt uns hoffentlich sofort der fehlende sLc8 auf: Der kann nicht gezogen haben, muss also zu Hause geschlagen worden sein. Und die Überlegungen, wie der verschwunden ist, werden uns helfen, der Lösung auf die Spur zu kommen.

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Joaquim Crusats 50

Unsere heutigen Glückwünsche gehen nach Spanien, genauer gesagt nach Vic in Katalonien, etwa 70 Kilometer nördlich von Barcelona zu Joaquim Crusats – er feiert heute, am 26. November, seinen 50. Geburtstag.

Joaquim ist ein hervorragender Retro-Komponist, der – häufig in Zusammenarbeit mit Andrej Frolkin – besonders auf dem Gebiet klassischer Verteidigungsrückzüger tolle neudeutsche Aufgaben, häufig mit einem gewichtigen Anteil Retroanalyse versehen, baut. Im Dezemberheft der Schwalbe werdet ihr im Rahmen eines Aufsatzes von mir drei Beispiele hierzu finden.

Heute aber möchte ich euch eine einfachere, aber sehr hübsche Aufgabe von Joaquim zeigen und euch zum Selbstlösen empfehlen.

Andrej Frolkin & Joaquim Crusats
Problemas 2015
Letzter Zug? (13+14)

 

sBb3 hat die fehlenden drei weißen Steine geschlagen, [Lc8] starb auf b3 oder b5, und [Bg7] wurde auf der g-Linie geschlagen.

Weiß hat keinen letzten Zug, also muss Schwarz zuletzt gezogen und damit Weiß nun einen Zug ermöglicht haben. Dieser Zug kann nur Tg6-h6 gewesen sein, also hat Schwarz zuletzt Kh8-g8 oder 0-0 gezogen.

Betrachtet man den Käfig im Süden und Südwesten, so kann der nur mit Td1-d2 bzw. Dd1-c2 aufgelöst werden, was aber einen Schachschutz auf c1 benötigt. Ein weißer Stein kann nicht hierhin gelangen, also muss ein schwarzer Stein diese Aufgebe übernehmen. Hierzu ist aber nur der schwarze König in der Lage – also kann Schwarz im letzten Zug nicht rochiert haben, denn wäre der schwarze König ja retro-unbeweglich.

Also war der letzte Zug 1.—Kh8-g8. Recht einfach zu lösen, aber sehr hübsch, wie ich finde.

Retro der Woche 46/2016

Eigentlich ist das mit Rochade und en passant ganz einfach in Retros: War nachweislich ein Bauerndoppelschritt letzter Zug, so ist ein en passant Schlag zulässig. Die Rochade ist zulässig, solange ihre Unzulässigkeit nicht nachgewiesen werden kann.

Komplizierter ist der Fall, dass sich Rochaden und/oder en passant Schläge gegenseitig ausschließen, wenn also beispielsweise nachgewiesen kann, dass nur eine der beiden vom Diagramm her möglichen Rochaden zulässig ist, weil nachweislich einer der beiden Türme gezogen haben muss, aber nicht bewiesen werden kann, welcher von beiden.

Dann greift die Regel der „partiellen Retroanalyse“; die ist in Artikel 16.3 des Kodex wie folgt definiert:

Partielle Retroanalyse (PRA) Konvention. Falls die Rechte zu rochieren und/oder en passant zu schlagen wechselseitig voneinander abhängen, besteht die Lösung aus mehreren einander ausschließenden Teilen. Alle Kombinationen von Zugrechten, welche partiemöglich sind und die Rochade-Konvention und die En-passant-Konvention berücksichtigen, bilden diese einander ausschließenden Teile. Sofern im Fall der wechselseitigen Abhängigkeit von Rochaderechten eine Lösung gemäß der PRA Konvention nicht möglich ist, soll die Retro-Strategie (RS) Konvention angewendet werden: Diejenige Rochade wird als zulässig angesehen, die zuerst ausgeführt wird.

Übersetzung des Originaltextes von Werner Keym für den Nachtrag zum Dittmann-Buch)

Schauen wir uns das an einem Beispiel an:

Werner Keym
Die Schwalbe 1971
#3 (13+8)

 

Die weißen Bauern haben alle fehlenden schwarzen Steine geschlagen, darunter auch [Ba7] und [Bb7], die beide umgewandelt haben müssen. Um das zu ermöglichen, muss [Ba2] von Schwarz geschlagen worden sein. Zusammen mit den beiden schwarzen Doppelbauern sind auch alle fehlenden weißen Steine erklärt.

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