Retro der Woche 05/2015

Australien ist sicherlich nicht das Land, das einem beim Nachdenken über „Problemschach- oder Retroländer“ als erstes einfallen würde. Dennoch gibt es auch dort natürlich begeisterte Problemfreunde und Retro-Fans — Peter Wong fällt mir da immer sofort ein.

Das Stück, das ich von ihm heute ausgesucht habe, ist bereits 20 Jahre alt und wirkt auf mich noch immer frisch wie am ersten Tag.

Peter Wong
The Problemist 1995, 2. Preis (R. Meadley gewidmet)
Beweispartie in 21,5 Zügen (15+9)

 

Zählen wir die weißen Züge (bei den schwarzen sieht man bereits schnell, dass dort zunächst nicht allzu viele feststehen — auch, weil insgesamt sieben schwarze Steine fehlen), so kommen wir auf 7+0+3+2+1+2=15. Da fehlen also noch sieben! Schauen wir uns jedoch den schwarzen Doppelbauern auf c7/c6 an, ist klar, dass der fehlende weiße Stein auf c6 mittels b7xc6 verschwand. Im Diagramm fehlt aber bei Weiß nur [Bh2].

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Dinner for One

Geht es euch auch so wir mir? Für mich gehört schon seit Jahrzehnten Dinner for One einfach unbedingt zu Silvester!

Vielleicht könnt und wollt ihr euch die Zeit, während der Butler James das Abendessen für Miss Sophy und ihre vier leider verstorbenen Freunde bereitet, mit dem Lösen einer kleinen Beweispartie verkürzen.

Wie wäre es mit dieser?

Andrew Buchanan (nach B. Gräfrath)
Problem Paradise 2013
Beweispartie in 9,5 Zügen (13+13)

 

Die Lösung verrate ich natürlich nicht…

Überraschend

Vor ein paar Tagen konnte ich bereits den Preisbericht zum 3. Problemschach-Wettbewerb des Schachverbandes Württemberg zur möglichst schnellen Rochade im Alphabet-Schach einsehen; er wird im Januar veröffentlicht.

Gefreut hat es mich zu lesen, dass einige Einsender wohl durch den Beitrag hier im Blog auf den Wettbewerb aufmerksam geworden sind!

Nicht verblüffend ist für mich, dass die meisten Einsendungen mit 1.a4 a5 2.Ta3 Ta6 begannen — wohin geht dann im 3. Zug der weiße Turm, um die Rochade möglichst schnell zu ermöglichen? Bleibt er am Damenflügel (3.Tb3/Tc3)? Oder verschwindet er rasch ganz weit weg auf dem Königsflügel (3.Th3/Tg3)? Oder gibt es eine andere vielversprechende Möglichkeit??

Darüber noch einmal nachzudenken lohnt — und dann lasst euch vielleicht überraschen!

Retro der Woche 45/2014

Manchmal mag man bedauern, dass die Zeit der Wetten auf Schachprobleme, auf deren Lösbarkeit, auf bestimmte Eigenschaften der Lösung ziemlich vorbei sind…

Heute schauen wir uns eine Aufgabe an, mit der man sicherlich Wetten gewinnen könnte – aber betrachten wir zunächst die Diagrammstellung genauer:

Dan Meinking
StrateGems 2002, 1. Preis
Beweispartie in 27,0 Zügen (12+14)

 

Wie meistens schauen wir zunächst nach den Schlagfällen: Weiß hat die beiden fehlenden schwarzen Steine auf e3 und f3 geschlagen; da u.a. der [sLc8] fehlt, muss der auf f3 verschwunden sein. Der zweite im Diagramm fehlende schwarze Stein ist [sBa7], der natürlich selbst nicht auf e3 geschlagen worden sein kann. Er muss sich also umgewandelt haben, um sich dann selbst zu opfern oder das Schlagopfer von e3 im Diagramm zu ersetzen.

Drei der vier fehlenden weißen Steine sind sichtbar geschlagen worden, auch diese Schlagopfer können definitiv keine Bauern gewesen sein, aber irgendwie müssen [wBa2] und [wBh2] verschwunden sein.

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Thomas Volet 65

Ganz herzliche Glückwünsche gehen heute über den Atlantik nach New York, wo Thomas Volet seinen 65. Geburtstag feiert.

Thomas ist einer der profiliertesten Komponisten klassischer Retros und hat eine besondere Vorliebe für Auflöse-Probleme mit den verschiedensten Formen des Schachschutzes als wesentliches Thema. Erfreulicherweise sendet er regelmäßig Originalaufgaben an Die Schwalbe, siehe z.B. 16107 im aktuellen Oktoberheft. auch hier im Blog war er schon in den Retros der Woche vertreten, siehe 40/2013 und erst kürzlich 40/2014.

Heute habe ich ein kleines Stück herausgesucht, das auch zum Selbst-Lösen einladen soll.

Thomas Volet
Die Schwalbe 1982, TMV gewidmet, 15. Lob
Woher kommen die TT a1 und h1? (12+12)

 

wLa4 ist Umwandlungsläufer, der aus [wBh2] entstanden ist, deswegen kann Schwarz f7xXe6 noch nicht zurücknehmen. Der West-Käfig kann nur aufgelöst werden mit der Rücknahme sTc3-b3, dafür aber muss der sK nach c1 ausweichen können. Das muss zügig vorbereitet werden, damit Schwarz nicht retropatt wird.

Also R 1.Kf1-e1 a6-a5 2.Kg1-f1 a7-a6 3.Tf1-a1 d6-d5 4.Th1-h3/6 Kc1-c2 5.O-O+ etc.

Die weißen Türme haben also ihre Plätze getauscht, gleichzeitig sehen wir hier das Antirochade-Thema.

Retro der Woche 41/2014

Bernd Gräfrath, der neue Vorsitzende der Schwalbe, ist wie einige seiner Vorgänger, ein ausgewiesener Retro-Spezialist, was sich zum Beispiel daran zeigt, dass er internationaler Preisrichter für Retros ist.

Das teilt er mit zweien der drei letzten Schwalbe-Vorsitzenden: Wolfgang Dittmann und Hans Gruber. Nur Hemmo Axt ist aus dieser Phalanx ausgebrochen – das allerdings hindert mich nicht daran, ihm ganz herzlich zu seinem heutigen Geburtstag zu gratulieren, den er zum wiederholten Male auf der Schwalbe-Tagung feiern kann.

Bernd hat sich in den letzten Jahren intensiv mit Schlagschach-Beweispartien beschäftigt; bei orthodoxen arbeitet er sehr viel mit Rochade-Darstellungen, speziell den Paradoxa „Pseudo-Rochade“ und „Anti-Rochade“, wie ich die Themen einmal genannt hatte.

Heute möchte ich ein recht leichtes, aber doch bemerkenswertes Stück vorstellen, das mit ganz anderer Thematik daher kommt.

Bernd Gräfrath
Springaren 2009
Beweispartie in 11,5 Zügen (12+15)

 

Hier solltet ihr auch ohne Hinweise von mir einfach das Lösen versuchen… Weiterlesen

Retro der Woche 39/2014

Bei Beweispartien-Zwillingen, in denen die beiden Phasen unterschiedliche Länge haben, finde ich die Suche nach dem Motiv für die erforderlichen Tempoverluste interessant – und, wie sie dann realisiert werden.

So auch bei dem heutigen Stück, in dem sich die beiden Teile um genau einen Halbzug unterscheiden, im Teil b) muss Weiß einen Zug mehr durchführen als Schwarz. Dass die b)-Fassung keine „kürzeste“ Beweispartie sein kann, ist klar – eher könnte man diese Zwillingsbildung mit Satzspielen vergleichen: Und da wir bei Retros sind, wird der zusätzliche Zug natürlich nicht am Anfang, sondern am Ende angefügt …

Dirk Borst
Probleemblad 2007
Beweispartie in 11 Zügen b) Beweispartie in 11,5 Zügen (14+15)

 

Zählen wir die schwarzen Züge, so stellen wir fest, dass alle auf dem Brett sichtbar sind, dass Schwarz rochiert haben muss, damit er seine Steine in elf Zügen auf die Zielfelder bekommen konnte; wir haben also 2+2+1+2+1+3=11 Züge bei Schwarz.

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Retro der Woche 37/2014

Im Jahr 1981 kam Bernd Schwarzkopf auf den Gedanken, in Retros nach den genau definierten ersten Zügen von bestimmten Steinen zu fragen – ein neues Rekord-Thema war geboren, das jedoch nicht „einfach nur“ bemerkenswert sparsame Darstellungen hervorbrachte, sondern auch einige sehr gute Retros.

Eines davon wollen wir uns heute anschauen:

Michel Caillaud
feenschach 1984
Erster Zug der weißen Dame? (10+8)

 

Machen wir wie üblich Inventur: Weiß hat mit seinen Bauern sechs Mal geschlagen (d2xe3 und h2xg3xf4xe5xd6xe7), darüber hinaus hat er auf c8 den dortigen schwarzen Läufer geschlagen, damit bleibt ein schwarzer Stein als Schlagopfer übrig.

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