Retro der Woche 24/2018

Der hochrangige Stuttgarter Kriminalbeamte Josef Haas (28. Januar 1922 – November 2003) hatte eine besondere Vorliebe für Hilfsrückzüger. Dabei kooperieren, wenn mehrere Rückzüge gefordert sind, Schwarz und Weiß, um eine Stellung zu erreichen, in der die angegebene Vorwärts-Forderung realisiert werden kann.

Josef Haas
Mannheimer Morgen 1973
-1s & h#1 (9+8)

 

Hier nimmt also Schwarz einen Zug so zurück, dass er anschließend einen Hilfszug vorwärts spielt, nach dem Weiß Matt geben kann.

Hilfsrückzüger sind normalerweise nicht allzu schwer zu lösen, so wollt ihr es vielleicht selbst versuchen, bevor ihr weiterlest. Wenn ihr meint, gelöst zu haben, solltet ihr aber noch schauen, ob ihr nicht auf die Verführung hereingefallen seid?

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Retro der Woche 21/2018

Vor ein paar Tagen hatte ich auf den (noch vorläufigen) Retro-Preisbericht zum 6. FIDE World Cup hingewiesen und angekündigt, auf einige Aufgaben aus diesem Turnier näher einzugehen.

Da in dieser Rubrik mal wieder eine Beweispartie an der Reihe ist, beginne ich heute mit der zweitplatzierten Aufgabe, dem Silbermedaillenstück von Silvio Baier.

Silvio Baier
6. FIDE World Cup, 2. Preis (nach Nicolas Dupont)
Beweispartie in 33 Zügen (13+11)

 

33 Züge sind für einen Löser „viel Holz“, aber wichtige Details kann man schon im Diagramm erkennen. Wäre das anders, wäre solch eine Aufgabe für den menschlichen Löser kaum knackbar – und auch für ein Computerprogramm nicht, das, wie beispielsweise Natch und Euclide, die Stellung analysiert, um den Suchbaum sinnvoll beschneiden und erst dadurch akzeptable Prüfzeiten erreichen zu können.

Hier fällt sofort auf, dass alle Offiziere an Bord sind, dass also nur Bauern fehlen. Die stammen aus dem Osten des Bretts, während alle sichtbaren Schläge Richtung Westen erfolgt sind. Damit wissen wir schon: Es müssen sich (wegen Bc7xbxa) zwei weiße und (wegen bxa, dxc und zweimal cxb) vier schwarze Bauern umgewandelt haben.

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Retro der Woche 20/2018

Nachdem ich vor einigen Tagen auf das Wolobujew-60-Turnier hingewiesen habe, möchte ich heute mal wieder eine Aufgabe dieses Autors zeigen. Und das auch, weil heute zum „Andernach-Wochenende“ gehört, und vor sieben Jahren habe ich in Andernach diese Aufgabe in einem kleinen Vortrag vorgestellt. Wer mag, kann den erweiterten Vortrag in feenschach 187 (Juli 2011), Seite 109-113 nachlesen.

Sergej Wolobujew
Redkije schanry pljus 1994, 1.-2. Preis
Löse die Stellung auf! (9+14)

 

Das Stück findet sich auch im FIDE-Album und hat dort 11,5 Punkte erhalten; wir können uns also auf eine Delikatesse freuen!

Eine Besonderheit dieser Aufgabe fällt bereits auf, wenn wir uns die Diagrammstellung unter dem Gesichtspunkt der Schlagfälle anschauen: Da stellen wir nämlich fest, dass Weiß entweder axba6 geschlagen hat oder dxc(e)xd. Bei Schwarz sind direkt fünf Schläge im Diagramm sichtbar: LxXf7+ (damit wissen wir auch, dass Schwarz mit der Rücknahme beginnen muss, ob er will oder nicht) sowie bxc, cxd, exf und gxh. Hinzu kommt die Notwendigkeit, wBa7 oder wBd6 durchgelassen zu haben, also entweder axbxa oder dxc(e)xd. Und damit sind auch alle Schlagzüge durch Schwarz verbraucht.

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Retro der Woche 17/2018

Viel haben wir hier in den letzten Wochen über den Volet-Bauern, das Volet-Thema gesprochen (siehe Retros der Woche 11/2018 und 13/2018), nun wollen wir uns mal wieder eine Aufgabe von Tom Volet anschauen:

Thomas Volet
Die Schwalbe 2016 (Verbesserung)
Weg des letzten Umwandlungssteins? (16+11)

 

Umwandlungssteine sind auf dem Brett nicht direkt erkennbar; da Weiß aber noch „alle Mann an Bord“ hat, kann es sich nur um einen schwarzen Umwandlungsstein handeln.

Da verrät uns schon die Bauernstellung, welche Umwandlungsfelder in Frage kommen.

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Retro der Woche 16/2018

(Siehe Hinweis vom 20. April 2018)

Heute habe ich mal wieder ein schon etwas älteres Stück hervorgeholt: In den letzten 15 Jahren hat sich die Gattung der eindeutigen Beweispartien unglaublich weiterentwickelt.

Das heißt aber nicht, dass Aufgaben aus jener Zeit nach heutigem Maßstab „schwach“ sein müssen: Auch damals haben die Könner schon tolle Aufgaben gebaut!

Einer diese Könner ist Gerd Wilts, der leider u.a. wegen seines unglaublichen Engagements für die PDB (richtig: Familie und Beruf hat er auch noch …) viel zu selten zum Komponieren kommt. Aber all seine Aufgaben sind sehenswert, kann ich versichern, so natürlich auch die heutige.

Gerd Wilts
feenschach 2003, 2. ehrende Erwähnung
Beweispartie in 22,5 Zügen (14+10)

 

Der letzte Zug der Beweispartie ist schon klar: 23.Txd8# — nur ist noch nicht klar, was auf d8 geschlagen wurde. Wenn wir uns die Stellung ein wenig anschauen, fällt sofort auf, dass nur zwei schwarze Züge im Diagramm zu sehen sind; bei Weiß hingegen lohnt es zu zählen: 3+1+5+2+2+9=22 — ein weißer Zug ist noch übrig. Aber reichen 22 Züge wirklich? Das würde voraussetzen, dass wir Tc1xc8xd8# und Th6-c6 spielen. Dafür müsste [Bc7] durch [Bb2] geschlagen worden sein, [Bc2] irgendwie von Schwarz. Um dann aber die drei Bauernschläge am Königsflügel auf schwarzen Feldern hinzubekommen, muss sehr früh Th6-c6 erfpgen, das aber geht erst, wenn schon der weiße Turm auf c8 und der Bauer auf c7 steht.

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Retro der Woche 15/2018

Zwillinge sind bei Retros immer noch recht selten. Einen hübschen, schon beinahe 30 Jahre alten, möchte ich euch heute vorstellen, der auch noch eine sehr originelle Zwillingsbildung enthält.

Leonid Borodatow & Andrej Frolkin
Die Schwalbe 1998, 1. ehrende Erwähnung
Woher kam sBd3? b) ohne sBd3! (10+10/9)

 

Sachbearbeiter Günter Lauinger hatte in der Anmoderation dieser Aufgabe explizit darauf hingewiesen, dass die Zwillingsbildung keinen Druckfehler enthalte … Aber beginnen wir mit a):

Schnell ist zu sehen, dass alle schwarzen fehlenden Steine durch die weiße Bauernformation erklärt sind: wBe3 kommt natürlich von d2, und wBf7 hat sich von a2 dorthin durchgefressen. Ihr erinnert euch an die Retros der Woche 11/2018 und 13/2018? Richtig, hier haben wir eine frühe Darstellung des Volet 50 Themas! Das ist übrigens auch ein Grund, weshalb ich diese Aufgabe herausgesucht habe.

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Retro der Woche 14/2018

Korrektur 14.3.22: Vorname des Sohns

In dieser Woche erhielt ich den Preisbericht des Gligor Denkovski Gedenkturniers, das von seinem Sohn Ivan organisiert worden war. Zu den drei ausgeschriebenen Rubriken gehörten auch Beweispartien, die sowohl typische Retro-Themen als auch solche, die eher für andere Problemgattungen typisch sind, zeigen sollten.

Preisrichter Kostas Prentos zeichnete vier von zwölf eingesandten Aufgaben aus; von der Preis-Aufgabe bin ich ebenso begeistert wie er.

Michel Caillaud
Gligor Denkovski Gedenkturnier 2018, Preis
Beweispartie in 17 Zügen (13+15)

 

Die 1+3 Doppelbauern im Diagramm erklären die 3+1 fehlenden Steine, wobei nicht ersichtlich ist, ob Bf3 nun von e2 oder g2 kommt. Erinnert ihr euch an das letzte Retro der Woche? Da stellte sich am Anfang die selbe Frage! Klar ist aber, dass [Bc2] fehlt und sich auf c8 umwandeln musste, um geschlagen werden zu können oder einen geschlagenen weißen Offizier zu ersetzen. Bei Schwarz fehlt ein Turm (vermutlich [Th8], da am Zug-sparsamsten), der auf f3 geschlagen wurde. Damit zählen wir die schwarzen Züge: 2+3+2+2+2+6=17.

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Retro der Woche 13/2018

Im Retro der Woche 11/2018 hatte ich einen der geteilten ersten Preisträger des StrateGems Thematurniers anlässlich des 50. Geburtstages von Thomas Volet vorgestellt; heute möchte ich euch die andere Aufgabe zeigen.

Michel Caillaud
Thomas-Volet-50 Turnier 2001, 1.-2. Preis
Weg des [Bg2]? (11+7)

 

Wenn ihr euch noch an das gestellte Thema erinnert, ist die Antwort ja schon prinzipiell klar, aber wie eigentlich immer bei klassischen Retros kommt es ja viel mehr auf den Lösungsweg, die Begründung für die Antwort auf die gestellte Frage an.

Schaut man genauer auf die Stellung, fällt einem sicher sofort ihre Lockerheit auf sowie die eingemauerten Könige im Nordosten sowie die ebenfalls eingekerkerten Turm und Läufer im Südwesten.

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