Retro der Woche 35/2013

Nicht so ganz einfach zu lösen erscheint mir die heutige Beweispartie. Warum? Weil sie sehr gut offensichtliche Löse-Hinweise zu verbergen mag. Und so ganz kurz ist sie auch nicht, was vielleicht subjektiv die Hemmschwelle noch einmal erhöht.

Aber einen gründlichen Blick verdient diese Aufgabe des finnischen Komponisten Unto Heinonen, der sich nicht nur auf Retros beschränkt, sondern auch ein bekannter und erfolgreicher Märchenschach- und Hilfsmattkomponist ist.

Unto Heinonen
P0341 StrateGems 2012
Beweispartie in 28 Zügen (13+14)

 

Zählen wir die offensichtlichen Schlagfälle, nämlich solche, die eindeutig und sichtbar von Bauern durchgeführt worden sind, kommen wir auf zwei schwarze (dxe und gxh) und einen weißen (dxe3). Bei beiden Seiten bleibt also noch ein Schlag offen.

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Retro der Woche 34/2013

Das ukrainisch-spanische Tandem Frolkin und Crusats hat in den letzten Jahren häufig und fruchtbar bei der Komposition klassischer Retros zusammengearbeitet. Eines der jüngsten Ergebnisse wurde im letzten feenschach-Heft des Jahres 2012 veröffentlicht und hat mir sehr gut gefallen, weil es nämlich so herrlich paradox ist.

Andrej Frolkin & Joaquim Crusats
10610 feenschach XI-XII 2012
Löse auf (13+9)

Sofort fällt ins Auge, dass Weiß über (mindestens) drei Umwandlungsfiguren verfügt, da sich bereits vier weiße Türme und drei weiße Springer auf dem Brett befinden. Ebenso bemerken wir schnell, dass Weiß mit der Rücknahme beginnen und dabei einen schwarzen Stein entschlagen muss, denn anders ist das Schach auf g6 nicht aufzuheben.
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Retro der Woche 31/2013

Ich hatte hier im Blog schon den Retro-Preisbericht von Günther Weeth für das Jahr 2011 erwähnt. Heute möchte ich nun eine Aufgabe daraus vorstellen. Mir hat sie sehr gut gefallen, sie gewinnt einem alten Thema offensichtlich neue Aspekte ab – und ist soo schwer auch nicht zu lösen, wie ich meine.

Michel Caillaud & Nikolai Beluchow
Die Schwalbe 2011, 2. Preis
Erste Züge der Umwandlungsfiguren? (16+9)

Nanu, Umwandlungsfiguren? Es sind doch auf dem Brett keine zu sehen – und Weiß kann ja gar nicht umgewandelt haben, weil all seine acht Bauern auf dem Brett stehen. Also müssen wir nach schwarzen Umwandlungssteinen Ausschau halten.

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Retro der Woche 30/2013

In dieser Woche sind die Ergebnisse der Kompositions-Einzelweltmeisterschaft 2010-2012 veröffentlicht worden; auf die Retro-Ergebnisse hatte ich ja schon hingewiesen.

Im Retro der Woche 20/2013 hatte ich bereits eine Aufgabe, die mir zum Richten vorgelegen hatten, hier vorgestellt – und damit hatte ich offensichtlich einen guten Griff getan, denn dieses Stück stellte sich zum Schluss als das am höchsten bewertete Retro in diesem Wettbewerb (11,5 von 12 möglichen Punkten) heraus!

Vom Drittplatzierten Nicolas Dupont möchte ich heute ein weiteres Stück vorstellen, das (mal wieder) hochmodern „Proof Games of the Future“ thematisiert und hier eine eindrucksvolle Probe  von der exzellenten Technik gibt, die man heute bei Weltklasse-Beweispartien erwarten kann.

Nicolas Dupont
FIDE World Cup 2011, 3. Preis
Beweispartie in 28,5 Zügen (14+13)

Die beiden fehlenden weißen Steine wurden auf der c- und der b- oder d-Linie geschlagen; da es sich um zwei Bauern, nämlich die von e2 und g2 handelt, konnten diese wegen der weißen Bauernstruktur dort nicht direkt geschlagen werden, mussten sich also umwandeln.

Auch die fehlenden schwarzen Steine (3 Bauern) lassen sich bereits erklären: Der f-Bauer konnte seine Linie nie verlassen und wurde deshalb auf f geschlagen; der schwarze g-Bauer hat sich schlagfrei umgewandelt – und damit ist klar, dass der Schlag des schwarzen f-Bauern durch den weißen g-Bauern erfolgt sein muss.

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Noch ein Thematurnier

Nachdem ich in den letzten Tagen bereits die Thematurniere zum 60. Geburtstag von Marco Bonavoglia und zum 80. Geburtstag von Wolfgang Dittmann angekündigt hatte, hat feenschach nun auch ein Turnier zur Feier des 70. Geburtstags von René J. Millour ausgeschrieben. das in allen Gattungen (orthodox und Märchenschach), selbstverständlich auch in Retros Aufgaben mit Umwandlungen fordert.

Die Ausschreibung zusammen mit einem Aufsatz des Jubilars, der das Turnier richten wird, könnt ihr von der feenschach-Seite herunterladen.

Eure Einsendungen richtet bitte bis zum 18. März 2014 an Hans Gruber per E-Mail (hg.fee(AT)t-online.de). Viel Spaß und Erfolg!

Retro der Woche 12/2013

Seit einiger Zeit bin ich mit der Bewertung der über achtzig Einsendungen zur Retro-Abteilung des WCCI 2010-2012 beschäftigt. Das ist eine sehr spannende Aufgabe, die gleichzeitig den angenehmen Nebeneffekt hat, dass ich darunter auch die eine oder andere Aufgabe finde, die für die Wochen-Rubrik gut geeignet erscheint.

Einige Aufgaben, die ich hier bereits veröffentlicht habe, habe ich auch bei den Einsendungen wiedergefunden. Heute möchte ich als “neues” Stück eine Beweispartie von Nicolas Dupont aus Lille vorstellen:

Nicolas Dupont
StrateGems 2011(v), 1. Preis
Beweispartie in 30 Zügen (13+13)

Das ist nicht nur wegen der recht hohen Zügezahl nicht einfach zu lösen: Weder kommen wir mit der reinen Betrachtung der Schlagfälle weiter noch mit dem Zählen der weißen und/oder schwarzen Züge. Allerdings fehlen auf beiden Seiten je drei Bauern, die ich aber im Zentrum nicht gegenseitig geschlagen haben können — Umwandlungs-Thematik ist also klar.
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Retro der Woche 10/2013

Gerade einmal 23 Jahre alt (* 19. Januar 1990) ist der Bulgare Nikolai Beluchow, der in den letzten Jahren als Riesen-Retrotalent aufgefallen ist. Er beschäftigt sich überwiegend mit klassischen Retros sowie mit ausgefallenen und originellen Aufgaben “am Rande des Schachbretts”, die auch einen Karl Fabel verzückt hätten.

Eine klassische Aufgabe von ihm möchte ich heute vorstellen:

Nikolai Beluchow
R0177 StrateGems IV-VI/2011
Löse die Stellung auf (11+14)

Beginnen wir wie üblich mit der Inventur:
Das Schachgebot gegen den schwarzen König kann nur entstanden sein durch den letzten Zug R 1.a7xXb8=T+, damit und mit dem Doppelbauern auf der d-Linie sind die beiden fehlenden schwarzen Steine erklärt.

Insbesondere können die weißen Bauern auf g7 und (nun auch wieder) auf a7 nicht geschlagen haben. Dies erfordert also einen freien Weg zurück, d.h. b7xa6, a7xb6 und h7xg6. Damit kommt der schwarze f3-Bauer von g7, muss aber für den Entschlag zunächst den wBg7 durchlassen. Damit sind zusammen mit dem wLc1, der zu Hause geschlagen wurde, alle Schlagfälle erklärt.
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Retro der Woche 9/2013

Und schon wieder gilt es, mit einem Glückwunsch zum Geburtstag zu beginnen: Am gestrigen Samstag (23. Februar) konnte Gerd Wilts den Beginn des nächsten Lebensjahrs feiern: Von mir und sicher allen Lesern hier alles Gute fürs neue Lebensjahr!

Gerd Wilts ist der Vater und Betreiber der Problem Data Base, einer schier unerschöpflichen Quelle nicht nur für Retrofreunde. Verschiedene Sammlungen sind in der Zwischenzeit dort digitalisiert und stehen damit der problemschachlichen Allgemeinheit  zur Verfügung: Sei es die berühmte “Niemann-Hilfsmatt-Sammlung”, seien es die Felber’schen Miniaturen oder die Reflexmatts von Paul Valois, um nur einige zu nennen.

Schon 1991, also gerade mal als Twen, hat Gerd Wilts zusammen mit Andrej Frolkin das Buch “Shortest Proof Games — The Rubik’s Cube of a Chess Player” veröffentlicht: A collection of more than 160 Shortest Proof Games. Damit waren die meisten der bis dahin erschienenen dualfreien Beweispartien erfasst — allein daran kann man ermessen, welch gigantische Entwicklung dieses Genre in den letzten gut 20 Jahren genommen hat. Das Büchlein der beiden, heute eine längst vergriffene Rarität, hat sicherlich nicht unwesentlich dazu beigetragen.

In dem Buch ist unsere heutige Aufgabe der Woche von Gerd Wilts als Original erschienen.

Gerd Wilts
31 Shortest Proof Games 11/1991
Beweispartie in 17 Zügen (14+16)

Beginnen wir wie üblich mit der Inventur: Schwarz hat noch “alle Mann an Bord”, während bei Weiß optisch der d- und der g-Bauer fehlen.
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