Retro der Woche 7/13

Ebenso wie bei Aufgaben im Vorwärtsspiel gilt auch bei Retros die Faustregel: “Je länger desto schwieriger; je kürzer desto einfacher.” Eine Faustregel wäre keine Faustregel (sondern ein Gesetz im naturwissenschaftlichen Sinne), gäbe es keine Ausnahmen.

Solch eine Ausnahme könnte möglicherweise die heutige Aufgabe bilden? Wer die kommenden Tage nicht ausschließlich beim Straßenkarneval verbringt, mag sich das Stück vielleicht vornehmen, um es genauer zu studieren.

(Nachtrag 10.2.13 18:40 Uhr: Mario Richter hat mich dankenswerter Weise auf einen Diagrammfehler aufmerksam gemacht, den ich nun korrigiert habe: Vorher standen fälschlich weiße Bauern auf f2 und g4 statt, wie es richtig ist, auf f4 und g2; auch die Lösung habe ich angepasst!)

Unto Heinonen
StrateGems 2004 2. Preis
Beweispartie in 16,5 Zügen (12+12) C+

Was macht das Stück aus meiner Sicht zumindest auf den ersten Blick recht schwierig zu lösen? Wahrscheinlich, dass die offensichtlichen Züge weder von Schwarz noch von Weiß auch nur entfernt an die Anzahl der Züge in der Lösung heranreicht, außerdem gibt es keinen einzigen Doppelbauern, der irgendwelche Schlagfälle direkt erklären könnte.
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Retro der Woche 5/2013

Heute möchte ich mal wieder ein klass(isch)es Auflöse-Retro vorstellen; zur Auszeichnung dieses Stücks stelle ich nach der Besprechung noch eine Frage zur Diskussion.

Übrigens habe ich dieses Stück beim Andernach-Treffen 2011 vorgestellt; wer mehr über weitere Aufgaben des erstgenannten Autors lesen möchte, sollte in feenschach Heft 187 (Juli 2011), S. 109ff nachschlagen. Und gleichzeitig möchte ich auf diese Weise an die Anmeldung zum diesjährigen Andernach-Treffen erinnern…

Sergej Wolobujew & Nikita Plaksin
Die Schwalbe 1986, 1. ehrende Erwähnung
#1 (13+14)

Natürlich geht es bei der Forderung “#1” nicht primär darum, den Mattzug zu finden, sondern zu eruieren, welche Seite am Zug ist, denn für beide liegt ein Matt in einem Zug mit dem gegenseitigen Schlagen der Türme auf der 5. Reihe bereit.

Um nun feststellen zu können, welche Seite am Zug ist, betrachten wir zunächst die Schlagbilanz: Schwarz hat die Schlagfälle dxe und e5xf4 und hat den weißen h-Bauern geschlagen — und zwar auf seiner Reihe, da Weiß seine beiden Schlagfälle mit a4xDb5 und bx[Lf8]c (warum genau dieses Schläge?) verbraucht hat. Damit ist auch klar, dass [Ba7] schlagfrei nach a1 gezogen ist, um sich dort in einen Springer zu verwandeln.

Auflösen lässt sich der zentrale Knoten nur durch die Rücknahme von a4xDb5, nachdem der Sa1 sich entwandelt hat und der a-Bauer bis nach mindestens a5 zurückgekehrt ist.
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Retro der Woche 4/2013

Am 23. November letzten Jahres ist wenige Tage nach seinem 52. Geburtstag der amerikanische Problemist Dan Meinking plötzlich verstorben.

Dan war einer der Mitbegründer und ersten Mitarbeiter von StrateGems und ein bedeutender Komponist auf beinahe allen Feldern des Problemschachs; unter anderem hat er erst kürzlich den Paradenserienzüger erfunden, siehe dazu den Übrsichtsartikel von Arno Tüngler in feenschach Heft 181.

Der Nachruf von Mike Prcic im Januar-März Heft 2013 von StrateGems enthält eine Auswahl von 24 Problemen — und den Hinweis auf eine Zusammenstellung seiner besten Aufgaben im Internet, die ich euch wärmstens ans Herz lege.

Darin finden sich auch 17 Beweispartien; die kürzeste davon möchte ich heute vorstellen.

Dan Meinking (nach Satoshi Hashimoto)
Donati-50 Jubiläumsturnier 2002, ehrende Erwähnung
Beweispartie in 9,5 Zügen (14+15) C+

Dem Schwarzen fehlt aus der Partieanfangsstellung nur der c-Bauer, den Weiß irgendwie geschlagen haben muss. Unter Berücksichtigung der Rochade benötigt Weiß bereits neun Züge, um seine Steine auf die Diagrammposition zu bringen; die beiden fehlenden weißen Steine, nämlich der B-Bauer und die Dame, können also zusammen maximal einmal gezogen haben.
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Retro der Woche 3/2013

Offensichtliche Umwandlungsfiguren im Diagramm sind schlecht, weil sie allzu viel über die Lösung verraten! — so oder ähnlich liest, hört man es gelegentlich nicht nur über orthodoxe Mattaufgaben, sondern auch über Beweispartien.

Völlig falsch ist der Hinweis ja nicht, nur darf man ihn, wie andere “Faustregeln” auch, nicht zu dogmatisch sehen. Und wenn der Umwandlungsstein thematisch ist, schaut die Welt schon wieder ganz anders aus.

Dazu möchte ich heute eine Aufgabe vorstellen, die nun schon zehn Jahre alt, aber von der Idee her immer noch frisch ist, die mich immer wieder begeistert.

Michel Caillaud
StateGems 2003, Gianni Donati gewidmet, 4. Preis
Beweispartie in 22,5 Zügen (16+14)

Der weiße Umwandlungsturm ist ja nicht zu übersehen, und die Vermutung, dass es sich um den Stein auf h8 handelt, ist ja zunächst einmal naheliegend.

Was verrät er über die Stellung? Zunächst einmal kann man die Schläge der fehlenden schwarzen Steine bestimmen. Da Weiß noch über den kompletten Figurensatz verfügt, muss der umgewandelte weiße Bauer von der g-Linie kommen und auf seinem Weg des schwarzen h-Bauern geschlagen haben, und somit bleibt auf f3 nur e2xSf3.

Berücksichtigt man dies und bemerkt man, dass der sK (nindestens zwei Mal) gezogen haben muss, um sDd8 und sTa8 durchzulassen, so kommt man beim Abzählen der schwarzen Züge auf 20, denn die sD benötigt mindestens drei Züge nach h4, wobei sie ja die Türme umgehen muss.

Und irgendwie muss ja auch der sTh8 an dem umgewandelten weißen g-Bauern bzw. dem neuen Turm vorbei gekommen sein. Das führt vielleicht bereits zu einer Idee, was Michel darstellen wollte? Weiterlesen