Retro der Woche 33/2020

Nachdem es hier in der letzten Zeit wieder viele Beweispartien zu sehen gab, möchte ich heute wie schon am letzten Sonntag wieder ein klassisches Auflöse-Retro vorstellen.

Bei dem Autor mögt ihr vielleicht vermuten, dass es besonders schwer sei: Das ist es aber nicht, das solltet ihr selbst einmal versuchen – schon um anschließend stolz sagen zu können, ihr hättet „einen Beluchow“ gelöst…

Nikolai Beluchow
Die Schwalbe 2009, 3. Lob
Löse auf! (14+14)

 

Auf beiden Seiten fehlen zwei Steine: Bei Weiß ist es [Ba2] und [Bf2], bei Schwarz sind es [Lc8] und ein Springer. Schwarz hat keine Doppelbauern –- also wurden entweder beide fehlenden weißen Steine von schwarzen Bauern geschlagen oder keiner. Ferner erkennen wir im Diagramm einen weißen Schlag, nämlich e2xd3.

Können die fehlenden weißen Steine von Bauern geschlagen worden sein? Nein, denn im letzten Zug muss die schwarze Dame geschlagen haben. [Ba2] scheidet als Opfer aus, denn dann hätte sTa1 wegen des eingesperrten wLc1 niemals sein Diagrammfeld erreichen können. Alles dreht sich nun darum, welcher Stein denn auf a2 entschlagen wurde -– und dieser Entschlag impliziert ja eine Umwandlung.

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Retro der Woche 30/2020

Ursprünglich fälschlich zum zweiten Mal als “RdW 29/2020” überschrieben.

Vor zwei Wochen hatte ich hier das erstplatzierte „Sonstige Retro“ aus dem StrateGems Jahresturnier 2019 vorgestellt; wie angekündigt soll nun der erste Preis der Beweispartien folgen.

Michel Caillaud
StrateGems 2019, 1. Preis
Beweispartie in 28 Zügen (12+15)

 

Betrachten wir zunächst einmal die Schlagfälle: Bei Weiß fehlen drei Bauern sowie die Dame, bei Schwarz nur ein Bauer. Zweimal (mit [Bb7] und [Bd7]) hat Schwarz auf die c-Linie geschlagen, und zweimal hat auch [Ba7] auf seinem Weg nach a2 geschlagen: Bei Schwarz fehlt ja nur ein Bauer, daher kann Weiß nicht zweimal geschlagen haben (entweder a2xb3xa4 oder ein Kreuzschlag auf a und b), um Ba2 durchzulassen.

Damit sind einerseits alle schwarzen Schläge geklärt, und andererseits wissen wir, dass der fehlende schwarze Bauer nicht geschlagen haben kann, er muss also auf der h-Linie geschlagen worden sein.

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Retro der Woche 23/2020

Noch einmal möchte ich auf den Problemist Retro-Preisbericht für die Jahre 2017 und 2018 von Cedric Lytton zurückkommen, euch heute die erste ehrende Erwähnung der Abteilung „Beweispartien“ vorstellen.

Marek Kolčák & Michel Caillaud
The Problemist 2017-2018, 1. Ehrende Erwähnung
Beweispartie in 17,5 Zügen (14+15)

 

Da scheint nicht viel passiert zu sein: Von Weiß sind nur drei Bauernzüge sichtbar, bei Schwarz ein wenig mehr: dort sehen wir 1+0+3+3+2+2=11 Züge: Damit sind bei Schwarz sechs Züge offen, bei Weiß gar 15. Das hilft uns also erst einmal nicht allzu viel weiter – schauen wir also nach anderen Merkmalen, die uns vielleicht voran bringen beim Verständnis dieser Aufgabe:

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Retro der Woche 22/2020

Am „Andernach-Sonntag“ kann, nein: muss ich sicherlich ein Märchen-Retro präsentieren?!

Und da bietet sich der (einzige) Preis aus dem Problemist Retro-Preisbericht 2017-2018 an; am letzten Sonntag hatte ich den ersten Preis der Beweispartie-Abteilung aus diesem Bericht vorgestellt.

Thierry Le Gleuher
The Problemist 2017-2018, 1. Preis
Wo wurde [Bc2] geschlagen? Monochromes Schach (5+6)

 

Beim monochromen Schach müssen alle Züge auf derselben Felderfarbe enden, wo sie gestartet sind. Ein Springer kann daher nie ziehen, ein Bauer nur per Doppelschritt oder schlagend vorwärts kommen. Mit sehr wenig Material lassen sich da interessante Retroschlüsse ziehen, und Thierry ist der ausgewiesene Spezialist für monochromes Schach. Ich orientiere mich bei der Lösungsangabe an denen aus dem Bericht von Preisrichter Cedric Lytton, der das Stück als „eines der tiefsten je komponierten Monochrom-Probleme“ bezeichnet.

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Retro der Woche 21/2020

Ende April hatte ich schon angekündigt, dass ich noch näher auf den im Märzheft des Problemist erschienenen Preisbericht zu den Retros der Jahre 2017 und 2018 eingehen werde. Beginnen wir heute mit dem ersten Preis der Abteilung „Beweispartien“.

Nicolas Dupont
The Problemist 2017-2018, 1. Preis
Beweispartie in 25,5 Zügen (15+13)

 

Gelegentlich gibt es ja Vorbehalte gegen Aufgaben mit sichtbaren Umwandlungssteinen. Die kann man mehr oder weniger intensiv bei der Bewertung etwa von Beweispartien einfließen lassen, dann natürlich meist im negativen Sinne („Umwandlungsfiguren sind Konstruktionserleichterungen“).

Bei dieser Aufgabe trifft der Vorwurf sicherlich nicht, denn bei einem Blick aufs Diagramm ahnt man bereits, dass die Umwandlungssteine hier nicht als Konstruktionserleichterung gedacht sind. Sie bilden im Gegenteil den wesentlichen Inhalt des Problems, sind also vollständig thematisch.

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Retro der Woche 20/2020

Am letzten Dienstag hatte ich an den zehnten Todestag von Alexander Kisljak (27.12.1938—5.5.2010) erinnert und schon angekündigt, dass ich heute ein weiteres seiner klassischen Retros vorstellen werde.

Dazu habe ich eine Aufgabe herausgesucht, die nun 20 Jahre alt ist; ein feines Widmungs-stück für Hans Gruber, der damals 40 Jahre alt wurde. Und der hat für dieses Jahr ja schon seine Geburtstagsfeier in Andernach angekündigt…

Alexander Kisljak
feenschach 2000, 1. Preis, Hans Gruber zum 40. Geburtstag
Löse die Stellung auf! (14+11)

 

Die Frage, die sich bei Aufgaben dieser Art stets als erste stellt („Wer beginnt mit der Rücknahme?“), ist hier leicht beantwortet: Weiß beginnt, denn der schwarze König steht durch Tg3 im Schach. Dieses Schach kann nur durch einen Entschlag zurückgenommen werden, und damit sind durch die weiteren vier Bauernentschläge von Weiß (axb, exd, fxe, gxf) alle fünf fehlenden schwarzen Steine erklärt.

Bei Schwarz sehen wir einen Bauernschlag [hxg6], der zweite fehlende Stein ist direkt aus dem Diagramm noch nicht zu erklären.

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Retro der Woche 18/2020

Üblicherweise denkt man bei „Märchen-Retros“ an Bedingungen wie beispielsweise Anticirce oder Duellantenschach, die allgemein die zugrunde liegenden Schachregeln ändern. Viel seltener sind Märchenretros, bei denen Märchensteine verwendet werden: Da muss man stets erklären, wie sie denn entstanden sind.

Gelegentlich trifft man auf Aufgaben, in denen in der Partieanfangsstellung bestimmte Stei-ne durch Märchenfiguren ersetzt werden; auf ein Beispiel P1240680 sei hier hingewiesen.

Eine Alternative ist, quasi als Märchenbedingung die Umwandlung in eine bestimmte Märchenfigur zuzulassen; so macht es Dmitrij Baibikov in unserer heutigen Aufgabe.

Dmitrij Baibikov
Julias Fairies 2018, 1. Preis 2017-2018
Letzte 20 Einzelzüge, Umwandlung in Grashüpfer erlaubt (13+11)

 

Kurz zur Erinnerung: Ein Grashüpfer zieht in Damenrichtung und hüpft für seinen Zug auf das Feld hinter dem ersten Stein in seiner Zugrichtung. Ist das Feld von einem Stein anderer Farbe besetzt, so wird der geschlagen; ist es von einem Stein eigener Farbe besetzt, so ist der Zug unmöglich, da das Zielfeld blockiert ist. (Beispiel: wKe1, wLf1, wGa1, sKf6, sBa5a6: mögliche Grashüpferzüge sind Gg7, Gxa6, aber nicht Gf1)

Wir können uns rasch überlegen, dass die Zulassung von Grashüpfern nichts an der üblichen Zählung von Bauernschlägen ändert, dass aber jeder im Rückspiel entstandene Grashüpfer wieder entwandelt werden muss.

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Retro der Woche 17/2020

Anfang des Monats hatte ich schon darauf hingewiesen, dass die Problemzeitschrift harmonie, die Torsten Linß schon als Jugendlicher unter schwierigen Bedingungen in der DDR herausgegeben hatte, leider ihr Erscheinen (zumindest vorläufig) eingestellt hat.

Im letzten Heft 142 erschien nun der Retro-Preisbericht 2015-2016, den Hans Gruber kurzfristig anstelle des ursprünglich benannten Richters erstellt hatte. Von den 37 im Berichtszeitraum veröffentlichten Aufgaben waren 32(!) Märchen-Verteidigungsrückzüger. Ich habe allerdings für heute eine der drei orthodoxen Beweispartien ausgesucht:

Silvio Baier
harmonie 2015, 3. Preis 2015-2016
Beweispartie in 30 Zügen (11+13)

 

Man sieht, dass der weiße Doppelbauer auf der a-Linie für alle drei Schläge der fehlenden schwarzen Steine verantwortlich zeichnet: Noch allerdings können wir nicht sagen, ob nun der Bauer auf a5 oder der auf a7 von d2 kommt.

Wir sehen auch, dass bei Schwarz drei Bauern fehlen, die [Bd2] niemals alle direkt schlagen konnte: Dafür käme höchstens [Bd7] nach einem Schlag (oder [Bf7] nach drei Schlägen) in Frage, die beiden anderen Bauern müssen auf dem Königsflügel umgewandelt haben, um dann die Umwandlungssteine oder die zugehörende Originalfiguren zu opfern.

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