Silvio Baier verteidigt Weltmeister-Titel

Beim 8. WCCI (World Championship in Composing for Individuals) für die Zeit 2019 bis 2021 gelang es Silvio Baier, seinen Weltmeister-Titel im Komponieren von Retro-Aufgaben zu verteidigen — wie schon beim 7. WCCI belegte er Platz 1 vor Dmitrij Baibikov, dieses Mal mit einem halben Punkt Vorsprung. Auf den dritten Platz kam Kostas Prentos. Allen Dreien, natürlich ganz besonders Silvio, meine ganz herzlichen Glückwünsche!

Unter den 23 Teilnehmern belegten die anderen deutschen Teilnehmer ebenfalls bemerkenswert gute Plätze: Andreas Thoma wurde 7., Arnold Beine 11., Ralf Krätschmer schließlich 16.

Auf das Turnier werde ich natürlich noch ausführlich in den kommenden Wochen zurückkommen.

Mansube bei der WM

In der letzten Nacht ist die Partieschach-Weltmeisterschaft in der “Verlängerung” (vier Schnellpartien) entschieden worden, nachdem es zwischen Magnus Carlsen und Sergej Karjakin sozusagen nach 90 Minuten (12 Partien) 6:6 gestanden hatte. Nach drei der Schnellpartien führte Carlsen mit 2:1, ihm reichte also eigentlich ein Remis zur Titelverteidigung. Der Schluss der vierten Schnellpartie war allerdings spektakulär — er erinnert mich an mittelalterliche Mansuben.

Magnus Carlsen — Sergej Karjakin
WM 2016, 4. Schnellpartie
Nach dem 48. Zug von Schwarz. (8+8)

 

Schwarz droht einfach Dg2#, und Weiß entschließt sich zu einem “Racheschach”, nach dem aber [Tc1] auf der ersten Reihe zur Verteidigung fehlen wird, da nun auch z.B. Ta1+ droht?! Nein, das ist alles präzise berechnet.

49.Tc8+ Nun ist die “beste” Verteidigung, die noch am längsten aushält, 49.– Lf8, weiter dann 50.Txf8+ Kxf8 51.Txf7+ Ke8 (51.– Kg8 52.Tf8+ Kh7 53.Df5+) 52.Tf8+ Kd7 53.Df7+ Kc6 54.Tc8+ Kb5 55.Dc4+ Ka5 56.Ta8# — das schaut wie eine klassische Mansube aus. Aber Schwarz ließ ein noch spektakuläreres Ende zu: 49.– Kh7 50.Dh6+!!, und Schwarz wird im nächsten Zug matt: 50.–Kxh6/gxh6 51.Th8/Txf7#.

Hat es ein solch “problemschachliches Ende” eines Weltmeisterschaftskampfes schon einmal gegeben?