Hans Gruber 60

Heute gehen ganz herzliche Glückwünsche nach Süddeutschland (Bobingen? Regensburg?), wo Hans Gruber heute seinen 60. Geburtstag feiert — leider hat es mit dem gemeinsamen Feiern in Andernach ja wegen Corona nicht geklappt.

Kaum zu glauben, was Hans schon in diese 60 Jahre hineingesteckt hat: Berufliche Karriere (Professor an der Uni Regensburg), sportliche Karriere (einer der besten zumindest bayerischen Langstreckenläufer (>= 10 Kilometer) seiner Altersklasse), musikalische Karriere (Leiter und Dirigent eines Zither-Orchesters). Das würde für sehr viele Menschen schon reichlich reichen.

Und dann gibt es natürlich „nebenbei“ noch seine schachlichen Aktivitäten: Seit über 40 Jahren engagiert bei der Schwalbe (vielfacher Sachbearbeiter vom #3 bis „Bemerkungen und Berichtigungen“), in der Vereinigung (Ehrenvorsitzender nach acht Jahren Vorsitz), Chefredakteur und treibende Kraft hinter feenschach — die andere treibende Kraft, bernd ellinghoven feiert übrigens heute auch Geburtstag, dazu herzliche Glückwünsche nach Aachen! –, Buchautor (mit Chris Feather und mir das Paros-Buch, mit Erich und Elmar Bartel die Umwandlungen in Märchenfiguren, mit Frank Müller und Peter Kniest die s#/r# Miniaturen, um nur die Veröffentlichungen in der FEE=NIX Reihe zu nennen), Artikelschreiber und Preisrichter: Vielleicht der meist beschäftigte auf der Welt, ein unglaublich kompetenter, schneller und präziser Richter; es ist immer ein Vergnügen für mich, wenn wir beide zusammen (häufig noch mit Uli Ring) ein Turnier richten. Allein das würde für fast alle reichlich den Tag, die Woche, das Jahr füllen…

Lieber Hans, für dein neues Lebensjahrzehnt wünsche ich dir alles denkbar Gute, besonders natürlich Gesundheit, Glück und Zufriedenheit – und uns allen, dass du an deinen schachlichen Aktivitäten weiterhin viel Freude hast, dass du dich dort weiterhin für uns alle so toll engagierst!

Natürlich kommt Hans, der die Retroanalyse besonders liebt, viel zu wenig zum komponieren. Hier habe ich eine hübsche kleine Beweispartie von ihm herausgesucht, viel Spaß beim Lösen.

Hans Gruber
Schach-Echo 1984, 1. Ehrende Erwähnung
Beweispartie in 8,0 Zügen (13+16)

 

Wie immer findet ihr in etwa einer Woche hier die Lösung — und hier ist sie nun:

 

Lösung

Sehr frühe und zeitökonomische Darstellung der Pseudo-Rochade.

Erich Bartel 90

Heute gehen ganz herzliche Glückwünsche nach Bayerisch-Schwaben, nach Augsburg, wo Erich Bartel seinen 90. Geburtstag feiert.

Erich ist nicht nur ein hervorragender und unglaublich produktiver Komponist – ich habe nicht nachgezählt, aber die Zahl seiner Probleme ist sicher fünfstellig! – sondern auch publizistisch sehr aktiv: Eigene Bücher (z.B. die Krummen Hunde und Umwandlung in Märchenfiguren zusammen mit seinem Sohn Elmar und Hans Gruber), intensive Mitarbeit bei feenschach – und natürlich seine Problemkiste: Entstanden aus der Beilage einer Vereinszeitschrift wurde sie über 210 Ausgaben zu einem „Zentralorgan des Wenigsteiners“, aber nicht nur dafür, sondern eine toll gemachte Märchenschach-Zeitschrift: Schade, dass sie nicht weitergeführt werden kann.

Lieber Erich, von Herzen wünsche ich dir für deine neues Lebensjahr(zehnt) alles denkbar Gute, vor allen Dingen natürlich Gesundheit – und heute lass dich toll feiern!

Auch wenn Erich nicht speziell als Retro-Fan bekannt ist – seine Prioritäten liegen schon lange im Märchenschach – hat er auch eine Menge meist kleiner, eleganter und werbewirksamer Retros gebaut. Zu seinem 85. Geburtstag hatte ich schon einen sehr kleinen Hilfsrückzüger (nur zwei Steine) vorgestellt, heute geht es etwas gewichtiger weiter:

Erich Bartel
Feladvanykedvelök Lapja 1973
-1(w+s), dann h=1 (13+6)

 

Wie immer findet ihr die Lösung in etwa einer Woche hier; viel Spaß beim Beschäftigen mit dieser hübschen, aber sicher nicht schwer zu lösenden Aufgabe!

Lösung

R: 1.e7-e8=S g2xSh1=D, vor: 1.g2xh1=T e7xf8=L patt

Allent-/umwandlung in vier Einzelzügen. Wichtig ist natürlich die Eindeutigkeit des Entschlages auf h1, wofür die Steine im Südwesten benötigt werden.

Einfache, aber sehr hübsche Darstellung

… des xyz-Themas. Das schrieb Preisrichter Josef Kutscher im Preisbericht der Schwalbe-Retros 2003 zur heutigen Aufgabe. Sie erfordert ein wenig klassische Retroanalyse, aber ist sicherlich im Schatten auf der Terrasse oder dem Balkon sitzend prima lösbar — und welches Thema meinte der Preisrichter? Viel Spaß!

Alexander Jarosch
Die Schwalbe 2003, 2. Lob
Zeige, dass eine Rochade ausgeführt wurde (14+9)

 

Wie immer findet ihr in etwa einer Woche hier die Lösungen!

… Und hier ist sie nun; ich habe sie dem Preisbericht aus Die Schwalbe 211, S. 15 entnommen:

Lösung

Nach 1.f5:e6 e.p.++ e7-e5 zeigt sich, dass der sLf8 auf f8 geschlagen wurde und der wLf8 der umgewandelte a-Bauer ist. Dieser benötigte die übrigen schwarzen Schlagobjekte, also auch den Bf7, der sich nicht umwandeln konnte, weshalb wBe6:Bf7-f8L geschehen musste (und davor sK-h8). Die Rückkehr von sK und sT ist danach nur noch mit der Rochade möglich. Das Retrospiel verläuft also etwa folgendermaßen: 1.f5:e6 e.p.++ e7-e5 2.Se5-c4+ Kf7-f6 3.S-e5+ Kg8-f7 4.- Kh8-g8 5.f7-f8L Tf8-e8 6.Be6:Bf7 Kg8-h8 7.- 0-0 Einfache, aber sehr hübsche Darstellung des Valladao-Tasks (e.p.-Schlag, Umwandlung und Rochade)!

Königin der Hilfsrückzüger

Im Jahr 1907 veröffentlichte Edith Elina Helen Baird (damals als “Mrs. W. J. Baird” zitiert nach dem Namen ihres Ehemannes) nicht ihr erstes Problemschachbuch (das war “Seven Hundred Chess Problems” aus dem Jahr 1902), aber das erste Retrobuch überhaupt: “The Twentieth Century Retractor”, ein wunderschön gestaltetes Buch, das beinahe an mittelalterliche Handschriften erinnert. Darin stellte sie überwiegend Hilfsretraktoren vor, wo also Weiß und Schwarz (im Gegensatz zu den erst 15 Jahre später erfundenen Verteidigungsrückzügern) kooperieren, dass Weiß die Vorwärtsforderung erfüllen kann.

Im heutigen Beispiel kann man kaum von schwarzer Hilfe sprechen, da er gar nicht zieht, hier haben wir also ein Beispiel vor uns, in dem allein Weiß aktiv ist.

Edith E. H. Baird
British Chess Magazine 1902
Weiß nimmt zurück, dann #1 (7+6)

Wie üblich bringe ich hier die Lösung in etwa einer Woche!

 

… Und die sollte nicht allzu schwer gewesen sein?!

Lösung

Weiß nimmt Lh4xBg5 zurück, und nun sieht man, dass Schwarz zuletzt g7-g5 gezogen haben muss: Dies ist offensichtlich der einzig mögliche Zug des [Bg7] und alle anderen schwarzen Steine können nicht zurücknehmen; der sK deswegen nicht, da die Schachgebote gegen ihn nicht zurückgenommen werden könnten.

Also kann Weiß vorwärts 1.f5xg6ep# spielen.

Längstzüger

Die “Längstzüger” Bedingung stammt schon aus dem Jahr 1913 und wurde von Thomas R. Dawson (wem sonst??) erfunden; sie wird im Schwalbe-Lexikon so definiert: “Von den normal möglichen Zügen unter Beachtung von Schachgeboten und illegalen Selbstschachs muss Schwarz den geometrisch jeweils längsten Zug machen; zwischen gleichlangen Längstzügen kann er frei wählen…”

Diese Bedingung wird häufig zusammen mit Selbstmatts angewendet, führt aber auch bei Retroaufgaben zu interessanten Effekten — hier wird natürlich angenommen, dass die Bedingung auch schon in den letzten Zügen vor Erreichen der Diagrammstellung galt.

Versucht euch heute doch einmal an dem Verteidigungsrückzüger-Wenigsteiner; die Lösung veröffentliche ich hier wie immer in einer Woche.

Robert Lürig
Die Schwalbe 1933
#1 vor 2 Zügen, VRZ Proca, Längstzüger (3+1)

 

 

 

Lösung

Satz: 1.g7#.

R: 1.Bh5xBg6! erzwingt 1.– Bf7xSg6 (ohne Springer auf g6 wäre f7-f5 länger gewesen!) 2.Se5-g6 (leider auch 2.Se5xSg6) und vor: 1.Sxf7#

Die drei anderen, gleichzeitig vom Autor veröffentlichten Längstzüger-Procas waren nebenlösig, in der Schwalbe hieß es 1934 dazu: “Das neue Gebiet ist mit Wolfsgruben durchsetzt und Fußangeln gespickt!”; die NL-Gefahr ist riesig.

C wie Corona

Nicht nur SCHACH veranstaltet ein Corona-Turnier (siehe hier die Ausschreibung), sondern auch von den Organisatoren des abgesagten Sachsen-Treffens wurde ein solches organisiert: Gefordert war ein „C“ im Diagramm in den Rubriken Matt, Selbstmatt und Hilfsmatt.

Das allein das „C“ nicht ausreichte, um thematisch zu sein, musste Bernd Gräfrath erfahren: Wie aber sollte man seine „Ergänze zu einer Beweispartie“ Aufgabe (siehe dazu die Februar- und April-Hefte 2020 der Schwalbe) etwa mit den eingesandten Selbstmatts vergleichen?

So kam er auf die gute Idee, die Aufgabe hier als Urdruck zu veröffentlichen – das solltet ihr euch „zwischendurch“ mal genau anschauen!

Bernd Gräfrath
Urdruck
Ergänze zu einer Beweispartie in 7 Zügen (1+4)

 

Es ist schon verblüffend, dass diese fünf Steine ausreichen, um die Beweispartie eindeutig zu determinieren.

Viel Spaß beim Lösen; die Lösung kommt hier wie immer in etwa einer Woche.

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Lösung

Das hat Bernd mit Jacobi geprüft mit der Vorgabe, dass Th8-h6 geschah.

Neue Homebase-Beweispartien

[Unbezahlte Werbung (Produktnennung)]

Im Oktober letzten Jahres hatte ich auf 562 Parties Justificatives Homebase von Christian Poisson hingewiesen, in dem er Homebase-Beweispartien mit verschiedenen Märchenbedingungen vorstellte –- hauptsächlich, um WinChloe zu testen.

Nun hat er eine Fortsetzung herausgegeben: 87 Nouvelles Parties Justificatives Homebase, das wiederum kostenlos im Internet zur Verfügung steht.

Eine Beweispartie möchte ich euch heute “zwischendurch” zeigen; wie üblich reiche ich in etwa einer Woche hier die Lösung nach.

Christian Poisson
87 Nouvelles Parties Justificatives Homebase 2020
Beweispartie in 4,5 Zügen, Kannibalenschach (13+13)

 

 

Kannibalenschach ist im Schwalbe-Lexikon so definiert:
„Jede Partei schlägt nur eigene Steine (außer ihren König), nicht die gegnerischen, verfügt aber weiterhin über die “normale” Schachwirkung ihrer Steine auf den gegnerischen König.“

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Hier nun die sicher nicht allzu schwere

Lösung

1.Txh2 Lxb7 2.Txg2 Dxb8 3.Txf2 Dc8 4.Th2 Lxc8 5.Th1

Unbekanntes Make&Take

Beim Make&Take funktionieren Schlagzüge anders als im normalen Schach, hier bestehen sie nämlich aus zwei Halbzügen: Zunächst macht der Schläger einen (nicht schlagenden) Zug so, wie das intendierte Schlagopfer zieht, um dann “normal”, nach seiner eigenen Gangart zu schlagen. Nach 1.g3 aus der Partieanfangsstellung kann Schwarz nun 1.– b7-g2xf1=S+ spielen: Der erste Halbzug ist der wie ein weißer Läufer, anschließend schlägt der Bauer und wandelt um.

Wieso ist das ein Schachgebot? Nun, der schwarze Springer bedroht via g2 (Sf1-g2 wie König) den weißen König (Sg2xe1). Das ist aber kein Matt, auch wenn natürlich Ke1xf1 unzulässig ist: Er muss ja einen Springerzug vorschalten! Aber es geht 2.K-g2xf1!

Die genauen Regeln auch z.B. für ep-Schläge findet ihr im Schwalbe-Märchenlexikon.

Bei den zwei kurzen Beweispartien von Stephan Dietrich, die ich euch heute zum Feiertag vorstellen möchte, kommt aber “erschwerend” hinzu, dass die Steine nicht bekannt sind: Es ist nur bekannt, wo Steine auf dem Brett stehen; Art und Farbe allerdings sind unbekannt.

Stephan Dietrich
Urdruck
Matt nach 2,5 Zügen, Make&Take (29)

 

Wir wissen, nach dem dritten weißen Zug ist der schwarze König matt. Gleichzeitig wissen wir, dass drei Schläge stattgefunden haben, denn es sind nur noch 29 Steine auf dem Brett.

Irgendwie haben wir sicher schnell den Verdacht, dass 1-c4 gespielt wurde, um den weißen Damenflügel zu öffnen, damit weiße Steine von dort (schnell, also schlagend…) zum schwarzen Königsflügen gelangen können.

In der Anmoderation hatten wir eben schon das kuriose Springerschach gegen den König gesehen — hast du eine Idee, wie man das zum Matt ausbauen könnte? Genau, stünde im Beispiel von oben noch ein schwarzer Läufer oder eine schwarze Dame auf h1, würde sie den Springer decken! Wieso? Weil nach 2.Kg2xf1 dann 2.– L/D-g2xf1 möglich wäre — also Matt.

Und damit haben wir schon beinahe die Lösung, wir müssen nur noch schauen, was mit [Bg7] passiert ist. Und dann sind wir auch schon fertig:

1.c2-c4 g7-g6 2.Lc1-c3xh8 g6-c2xd1=L 3 b2-g7xf8=S#.

Lösungsstellung
(15+14)

 

Warum hat Schwarz in einen Läufer umgewandelt? Nun, alle anderen Umwandlungen böten Schach…

 

Für euch zum Knobeln habe ich ein weiteres Stück ergänzt: Mit der gleichen Forderung, aber der zusätzlichen Bedingung “Platzwechselcirce”: Ein geschlagener Stein verschwindet nicht, sondern wird auf dem Feld wiedergeboren, von dem aus der “Schlger gerade gestartet war — Schläger und Opfer tauschen also die Platze. Bei Platzwechselcirce sähe der erste Schlag in der Lösung von oben so aus: 2.Lc1-c3xh8[sTc1]. Auch hierzu hilft das Märchenschachkexikon der Schwalbe weiter…

Stephan Dietrich
Urdruck 1.6.2020
Matt nach 2,5 Zügen, Make&Take, Platzwechselcirce (32 unbestimmte Steine)

 

 

Wenn ihr hier vermutet, dass die Klötze “außerhalb der Grundreihen” Springer sein könnten, dann liegt ihr, so viel sei verraten, zu 2/3 richtig…

Wie immer findet ihr hier die Lösung in etwa einer Woche, viel Spaß beim Lösen!

Ein wenig spät, aber immerhin…

Lösung

1.Sg1-f3 Sb8-c6 2.Sf3xc6[+sSf3]+ Ke8xc6[+wSe8] 3.Sb1-c3#
Matt durch Sc3, während Sf3 nur den Rosstäuscher gibt…