Allen Retrofreunden wünsche ich
ein gutes neues Jahr 2020!
Schauen wir 100 Jahre zurück, so sah es mit der Retroanalyse längst nicht so gut aus wie heute: Die PDB weist für dieses Jahr genau 12 (zwölf!) Retros auf, WinChloe gar nur sechs — und man könnte den Eindruck gewinnen, es habe damals auf der ganzen Welt nur einen einzigen Retro-Komponisten gegeben: Thomas R. Dawson.
Von ihm nun eine bekannte und nette Kleinigkeit, die sich sicherlich auch nach reichlichem Genuss von Silvesterpunsch noch lösen lässt — ansonsten gibt es die Lösung wieder in einer Woche hier!
Thomas R. Dawson The Chess Amateur 1920 Weiß nimmt 1 Zug zurück, dann #2 (5+4)
Lösung
Weiß nimmt h2-h4 zurück — und spielt vorwärts 1.h2-h4! Damit steht Schwarz nicht patt, sondern muss 1.– gxh3ep spielen, worauf 2.Lxg6# folgt. (Nicht 1.h2-h3? wegen 1.– Kg5!)
Frohe Weihnachten Schöni Wienacht Merry Christmas Zalig Kerstfeest Feliz Navidad Buon Natale Joyeux Noël З Рiздвом Христовым С Рождеством Христос се роди メリークリスマス 圣诞节快乐 Glædelig Jul Hyvää Joulua God Jul
Euch allen wünsche ich ein frohes, ein schönes, ein ruhiges, ein friedliches und besinnliches Weihnachtsfest 2019!
Vielleicht habt ihr ja jetzt an den Feiertagen Zeit, Lust und Muße, zwischendurch eine hübsche kleine Beweispartie zu lösen?
Jeff Coakley Puzzling Side of Chess 2016 Beweispartie in 5,5 Zügen (16+14)
Viel Spaß dabei, und lasst euch dabei das Weihnachtsgebäck schmecken! Die Auflösung gibt es wie immer in etwa einer Woche hier!
Auch wenn es leider das Weihnachtsrätsel der Stuttgarter Zeitung nicht mehr gibt, so ist dort wieder ein “Weihnachtsknobeln im Kleinformat” veröffentlicht worden; die beiden Aufgaben zeige ich euch hier.
Jens Guballa Stuttgarter Zeitung 21.12.2019 Weiß nimmt seinen letzten Zug zurück und setzt stattdessen in einem Zug matt (6+3)
Werner Keym Stuttgarter Zeitung 21.12.2019 Ergänze den schwarzen König, dann Matt in einem Zug (15+1+1)
Lapidar heißt es zu den Aufgaben: “Zu prüfen ist stets, ob es mehrere Lösungen gibt.”
Die werden dann in der Stuttgarter Zeitung am 11. Januar 2020 veröffentlicht; vorher gibt es hier auch nichts zu sehen …
Viel Spaß beim Knobeln!
Nachtrag 12.1.2020: Hier die versprochenen Lösungen
Lösung Guballa
R c5xBd6 & vor: Te8# (De3#?)
R c5xBd6ep & vor: De3# (Te8#?)
R d5-d6 & vor: Df4#
Alle möglichen Rücknahmen des wBd6; hübsche Dualvermeidung.
Im Oktober 2017 hatte ich hier schon etwas über Edith Elina Helen Baird (22.2.1859–1.2.1924) erzählt, die 1907 das erste Retrobuch überhaupt herausgebracht hat.
Kompositorisch hat sie sich intensiv mit Hifsrückzügern beschäftigt, und einen davon möchte ich euch am ersten Adventswochenende zwischen Spekulatius und Glühwein zum knabbern anbieten.
Mrs. W. J. Baird The Westminster Gazette vor 1907 -1w,-1s, dann h#1 (2+4)
Da ist unsere “formale” Schreibweise doch deutlich knapper als die Originalforderung: “1.White played last, retract his move 2.Black retracts his last move 3.Black plays, so as to enable — 4.White to mate”
Wie immer gibt es die Lösung in einer Woche hier — und hier ist sie nun:
Lösung
R: 1.Be4xBd5 Bd4xDe3, & vor: 1.Bd5xBe4 De3-g5#
Mir gefallen besonders die “Kindergarten”-Stellung (so nannte Peter Kniest Aufgaben nur mit Königen und Bauern) und die jeweils ersten Züge im Rückwärts- und im Vorwärts-Spiel.
Hilfsrückzüger sind häufig sehr materialökonomische Retros und laden allein dadurch schon zum Lösen ein. Vielleicht habt ihr schon deshalb Lust, “zwischendurch” euch das heutige Stück aus dem Jahr 1927 anzuschauen?
Aegidius Samuel van Ommeren Tijdschrift van den NSB 01/1927 -1(w+s), dann h#1 (1+2)
Weiß und Schwarz nehmen also jeweils einen Zug so zurück, dass anschließend ein Hilfsmatt in einem Zug möglich ist.
Hierzu gibt es noch einen Zwilling: sKe4 > d4 mit derselben Forderung.
Viel Spaß beim Knobeln; die Lösung findet ihr hier wieder in etwa einer Woche — und diese Woche ist nun vorbei …
Lösung
a) R: 1.Kc6xLc7 Te3xDb3 & vor: 1. Lf4 Dd5#
b) R: 1.Kd6xTc7 Te3xDb3 & vor: 1. Tcc3 Dd5#
c) R: 1.Kg4xTh5 Te3xDb3 & vor: 1. Te5 Dc4# (Urdruck von Adrian Storisteanu?!)
Interessant fand ich die unterschiedlichen Kommentierungen zur Schwierigkeit der einzelnen Teilaufgaben!
Kennst du eigentlich Mushikui Rekonstruktionen? Das sind, eingeführt von Mu-Tsun Tsai im Jahr 2011, Beweispartien, in denen nicht die Schlussstellung angegeben ist, sondern die Lösung.
Das wäre natürlich schrecklich langweilig, wenn da nicht eine kleine Gemeinheit wäre: Die Angabe der einzelnen Züge ist verborgen! Wie bei der Eingabe eines Passworts im Computer oder am Geldautomaten wird jedes Zeichen in der Notation hinter einem Sternchen versteckt. Dabei wir die normale Notation verwendet, die muss natürlich ein wenig „normiert“ werden:
Schlagfälle werden durch ein Schlagzeichen (‚x‘ oder ‚:‘) notiert: Dxc7 >> ****
En Passant Schläge werden durch angehängtes ‚ep‘ notiert: cxd6ep >> ******
Bei Umwandlungen wird ‚=‘ genutzt: a8=T >> ****
Für die Kennzeichnung von Schach- bzw. Mattzügen wird ‚+‘ bzw. ‚#‘ angehängt: Dxe5+ >> ***** Doppelschachs werden nur mit einem Schachzeichen versehen.
Mehrdeutigkeiten müssen angegeben werden: Steht also Springer auf c1 und c5, so ist S1d3 anzugeben > **** — das gilt auch, wenn Sc5 gefesselt ist!
Rochaden werden wie üblich notiert: O-O bzw. O-O-O >> *** bzw. *****
Ich finde das sehr reizvoll; vielleicht möchtet ihr damit einmal „zwischendurch“ spielen?
Eine nicht allzu komplexe Beweispartie von Mario Richter & Mu-Tsun Tsai (& Computer), Internet 2011 (die genaue Adresse gebe ich mit der Lösung an, damit ihr nicht in Verlegenheit kommt dort nachzuschauen…) wäre:
1.*** ** 2.** **** 3.*** ***** 4.***** *****
Was kann man schnell über die Art der ersten fünf Halbzüge sagen? Beim sechsten muss man schon etwas genauer überlegen…
Wie üblich zeige ich die Lösung hier in etwa einer Woche; viel Spaß beim Knobeln! … Und hier ist sie nun:
Lösung
Die drei letzten Fünfersterne markieren also zwei Schläge mit Schachgebot und einen Schlag mit Auflösung der Mehrdeutigkeit.
Habt ihr genug Schachspiele zur Verfügung? Heute braucht ihr neun weiße Damen!
Alain Brobecker & Computer Add Units 2011 Ergänze zwei Steine (9+0)
Mehr muss zu der Aufgabe gar nicht gesagt werden. Viel Spaß beim Knobeln wünsche ich euch und, wenn der heutige Tag auch bei euch Feiertag ist: Genießt das lange Herbstwochenende — nicht nur am Schachbrett!
Wie immer gibt es die Lösung hier in einer Woche.
Lösung
Es müssen natürlich die beiden Könige eingesetzt werden.
Alle Felder sind mindestens zweimal von Damen kontrolliert, und Doppelschach durch R g7xXh8=D+ funktioniert nicht, denn der sK kann weder auf g8 (wegen De6) noch auf h7 stehen.
Also muss sK auf ein nur zweimal kontrolliertes Feld gestellt werden, der weiße König muss dann eines der beiden Schachs aufheben können. Es gibt sieben nur zweimal gedeckte Felder: a5,d1,f3,f4,f7,f8 sowie h2. Nur f4 lässt dem weißen König genug Platz, eine der Deckungen aufzuheben, also ist die Lösung +sKf4, +wKd2.
Christian Poisson hat kürzlich ein Büchlein mit 1144 Seiten (!!) veröffentlicht: 562 Parties Justificatives Homebase. Er stellt dort wie zu vermuten 562 Beweispartien mit (doppelter) Homebase vor, die meisten mit zusätzlichen Märchenbedingungen. Dabei wird auf den ungeraden (= rechten) Seiten eine Aufgabe im Diagramm vorgestellt und auf der nachfolgenden geraden (= linken) Seite deren Lösung gezeigt. Ideal also zum Selbstlösen, aber auch zum Blättern, da bei der Lösung das Diagramm wiederholt wird.
Ein Beispiel “für zwischendurch” möchte ich euch natürlich nicht vorenthalten; die Lösung erscheint wie immer in etwa einer Woche hier.
Christian Poisson 562 Parties Justificatives Homebase 2019 Beweispartie in 7,5 Zügen (13+12)
Die Aufgaben entstanden übrigens hauptsächlich, um die neue Prüfroutine für Beweispartien in WinChloe 3.46 zu testen. Die ist für viele Märchenbedingungen deutlich schneller als Popeye, Christian hat aber gar nicht den Ehrgeiz, Jacobi in der Geschwindigkeit zu schlagen.