Breton Beweispartie

Nach der Vorstellung der recht neuen Märchenbedingung Breton hier im Blog kam der Wunsch auf, auch Breton Beweispartien zu zeigen. In eurer Diskussion zu diesem Beitrag wurden dann erfreulicherweise verschiedene Hinweise auf solche Aufgaben geteilt.

Eine weitere möchte ich euch heute zum „Lösen zwischendurch“ anbieten; wie immer werde ich ein etwa einer Woche hier die Lösung veröffentlichen — viel Spaß beim Knobeln!

Pierre Tritten
Problem Paradise 2020
Beweispartie in 8,5 Zügen, Breton (12+12)

 

 

Solche (Fast-)Homebase Stellungen sind ja schon orthodox meist recht schwer zu lösen — wie ist es euch hier ergangen?

Lösung

1.g4 d5 2.g5d4 3.g6d3 4.gxh7(xa2) dxe2(xe7) 5.hxg8=S(xb1) exf1=L(xc8) 6.Se7 Lh3 7.Sd5 Lc8 8.Sc3 Dd7 9.Sb1

Auch eine Art von Pronkins…

Breton

[17.7.22: Danke an Markus Lepper für den Hinweis auf einige Typos, die nun korrigiert sind.]

Relativ jung (erfunden 2014) ist die Märchen-Familie “Breton”, die Schlagfälle besonders behandelt: Bei Breton verschwindet bei einem Schlag, so vorhanden, zusätzlich ein Stein der schlagenden Partei von der Art des Schlagopfers (also bei wTxsB verschwindet zusätzlich ein weißer Bauer), bei Breton adverse ein entsprechender Stein der gegnerischen Partei (bei wTxsB also ein weiterer sB). Dann gibt es noch Breton chromatique (adverse), wo die entsprechenden Steine nicht verschwinden, sondern umgefärbt werden.

Damit lässt sich auch in Retros sicherlich eine Menge anfangen; ein paar Beweispartien mit diesen Bedingungen gibt es schon. Michael Barth regt an, sich auch in klassischen Retros damit zu beschäftigen und stellt hier ein kleines, leicht zu lösendes Beispiel “für zwischendurch” vor.

Michael Barth
Urdruck
-1w, dann #1, Breton adverse (2+3)

 

Viel Spaß beim Beschäftigen damit; und wie immer kommt die Lösung in etwa einer Woche hier.

 

Na, die ist ja schon in den Kommentaren “verraten” worden, aber hier soll die Lösung trotzdem noch einmal ordentlich erscheinen:

Lösung

R 1.Tc7xBb7 (-sBa7) & vor: 1.Txc8 (-sSb8)#

Schwer war das sicher nicht, aber hübsch finde ich die Aufgabe schon!

Start des Andernach-Treffens

Heute geht es in Andernach nach zweijähriger Corona-Pause wieder los! Allen, die auf dem Weg dorthin sind, wünsche ich eine gute Fahrt – im Zug, im Auto (natürlich nur auf dem Beifahrersitz!) mögt ihr euch vielleicht schon einstimmen? Und wenn ihr nicht kommt, dann habt ihr hier zumindest einen kleinen „Zwischendurch“-Gruß aus Andernach!

Andrew Buchanan
Problemas 2021
Beweispartie zu Schwarz am Zug, dann h#2, Köko, Okök (16+16)

 

Viel Märchenschach, wie es sich für heute gehört! Die kopfstehenden Damen ersetzen die Originale und sind Grashüpfer (ziehen wie Damen, aber über einen Sprungstein direkt vor dem Zielfeld). Köko: Mindestens ein Nachbarfeld des Zielfeldes muss besetzt sein, sonst ist der Zug illegal. Okök: Mindestens ein Nachbarfeld des Startfeldes muss besetzt sein, sonst ist der Zug illegal.

Gesucht ist also die kürzeste Beweispartie, die diese Anfangsstellung mit Schwarz am Zug wiederherstellt, dann wird das Hilfsmatt in zwei Zügen gesucht.

Das liest sich schrecklich wild, ist es aber gar nicht! Versucht es; viel Spaß dabei! Und in etwa einer Woche erscheint hier wieder die Lösung.

Lösung

Lösung mit netten Verführungen!
Beweispartie in 3,5 Zügen:
1.Sc3 Gd6 2.Sd5 Gd4 3.Sc3 Gd8 4.Sb1.
1.Sf3? Gf6 2.Se5 Gd4 3.Sf3 Gd8? Okök 4.Sg1
1.Sf3? Gd6 2.Sd4? Köko Gd3 3.Sc3 Gd8 4.Sg1
1.Sf3,Sh3? Gf6 2.Sg5 Gh4+ 3.Sf3 Gd8? Okök 4.Sg1
Dann das Hilfsmatt in 2:
1.h6 (1.h5? Köko) Gb3 2.Th7 Gxg8#

So schwer war das doch gar nicht, stimmts?

Über den Zaun

In dieser Woche ist die April-Ausgabe der Schwalbe erschienen. Der redaktionelle Teil besteht dieses Mal überwiegend aus (höchst interessanten) Preisberichten; auf den für das 2020er Retro-Turnier werde ich hier natürlich noch zurückkommen.

Heute möchte ich allerdings mit euch einen „Blick über den Zaun“ werfen und den 1. Preis des Hilfsmatt-Turniers von 2019 für Mehrzüger vorstellen: Der begeistert mich auch deswegen so sehr, weil er ein Thema, das wir eher aus Beweispartien kennen, höchst überzeugend ins Hilfsmatt überträgt, gleich doppelt setzt.

Jakob Leck & Oliver Sick (nach einer Idee von Daniel Papack)
Die Schwalbe 2019, 1. Preis
h#6 (2+12)

 

 
Das lohnt wirklich zu lösen; ich bin mir sicher, ihr werdet ähnlich begeistert sein wie ich. Natürlich folgt in einer Woche hier wieder die Lösung.

Lösung

1.Th1 Lxh1 2.c1=T! Le4 3.Ld3 Kxd3 4.b1=L+! Kd2 5.Sc4+ Kxc1 6.Ta3 Lxb1#.

Doppelter Schnoebelen auf den Diagrammfeldern der entsprechenden Originalsteine. Höchst originell, höchst paradox. Für mich ein klarer Album-Kandidat mit zweistelliger Punktzahl – ich bin jedenfalls begeistert wie lange nicht mehr von einem Hilfsmatt!

Valerian Onitiu 8.4.1872-31.12.1948

Heute möchte ich an den 150. Geburtstag von Valerian Onitiu (8.4.1872-31.12.1948) erinnern. Geboren in Sfantul Gheorghe (St. Georg) besuchte er die Schule in Szeged und studierte an der Universität in Budapest; er schlug dann die Laufbahn eines Hochschullehrers der Mathematik ein.

1894 veröffentlichte er sein erstes Schachproblem; er war auf quasi allen Gebieten des Problemschachs bewandert; speziell für seine Mehrzüger und Selbstmatts, dann auch Hilfsmatts wurde er bekannt. Zeitlebens hat er sich auch mit Retros beschäftigt; einige seiner Stücke sind in Retrograde Analysis von Dawson und Hundsdorfer (1915) zitiert. Dabei hat er sich schon früh auf das, was wir heute „klassische Retroanalyse“ nennen – also Aufgaben mit reinen Retroforderungen ohne künstliche Verbrämung in direkten Mattaufgaben – konzentriert und auch Märchenelemente (Zylinderschach) untersucht, was dann später Luigi Ceriani wieder aufgegriffen hat.

Das Stück, das ich hier vorstellen möchte, ist „für zwischendurch“ schon recht komplex (es schaffte es ins FIDE-Album), aber der Rücknahme- und auch der Mattzug sind nicht so schrecklich fernliegend, und anschließend ist die Auflösung bis zur Öffnung des Käfigs im Osten auch klar begründet: Schwarz darf natürlich nicht retropatt werden!

Valerian Onitiu
Die Schwalbe 1933, 1. Preis
Weiß nimmt seinen letzten Zug zurück, dann #1 (15+10)

 

 

Natürlich solltet ihr die Auflösung der Stellung finden – Viel Freude an der Aufgabe! Und wie immer: Die Lösung kommt hier in etwa einer Woche.

Lösung

R 1.0-0-0 – damit ist sTf2 fixiert und g7-g5 steht als letzter schwarzer Zug fest; Matt also durch 1.hxg6ep#.
Die weitere Auflösung: R 1.0-0-0 g7-g5 2.Le4-h7 g5-g4 3.Lc6xBe4 e5-e4 4.La4-c6 e6-e5 5.Ld1xBa4 a6-a5 6.Le2-d1 a7-a6 7.Lf1-e2 Kg4-h4 8.e2xD/Sf3+ etc.

Petko A. Petkov 80

Heute feiert Petko A. Petkov seinen 80. Geburtstag; ganz herzliche Glückwünsche gehen nach Bulgarien verbunden mit den besten Wünsche für Gesundheit und weiter viel Freude und Erfolg beim Problemschach.

Über Petko muss ich wohl nicht viel berichten: Er ist gemessen an den Album-Punkten der mit Abstand erfolgreichste Problemkomponist überhaupt. Sehr vielseitig und fantasievoll ist sein Stil; viele Märchensteine und -bedingungen hat er bereits erfunden und publizistisch gefördert. Das zeigt schon, dass sein Schwerpunkt im Märchenschach liegt, aber er auch ist auch ein höchst produktiver Selbstmatt-Komponist. Allerdings ist er auf allen Gebieten zu Hause, und auch zwei Retros finden sich in der PDB; eines davon möchte ich euch „für zwischendurch“ und zum Feiern des Jubilars vorstellen; er war gerade 20, als er es veröffentlicht hat.

Petko A .Petkov
Schach-Echo 1962
h#2 – b) +wBb6 (7+11)

 

Das ist sehr hübsch, aber nicht allzu schwer – viel Freude am Lösen! Und wie immer: Die Lösung kommt hier in etwa einer Woche.

Lösung

a) Sechs Schläge der schwarzen Bauern sind sichtbar, also kann sich [Bd7] mit weiteren drei Schlägen auf g1 in einen Turm umgewandelt haben, wobei irgendein Stein auf f1 Schachschutz gegeben hat. Also darf Weiß noch rochieren: 1.Lf8 0-0-0 (Td1?) 2.Te7 Sf6#
b) Mit einem weißen Stein mehr geht diese Schlagbilanz nicht mehr auf, sTg2 muss sich also auf f1 (schachbietend) umgewandelt haben, oder er ist irgendwie über die Reihe nach g2 gelangt: Auch dafür muss der weiße König gezogen haben. Damit ist die lange Rochade nicht zulässig, und es löst 1.Kd7 Td1 (0-0-0??) 2.Kc6 Txd6#

Werner Keym 80

Heute vor fünf Jahren erschien hier ein Beitrag mit sehr ähnlichem Titel wie heute: Ist da neben den Glückwünschen zum runden Geburtstag schon wieder ein Artikel nötig?

Nun, wir wissen es alle, Werner war in den letzten fünf Jahren unglaublich aktiv, ich bin in der Februar-Schwalbe und in diesen Jahren auch hier schon oft darauf näher eingegangen. Bemüht einfach mal die Suchfunktion hier im Blog!

Hier möchte ich zusätzlich sein Engagement um den neuen Beweispartie-Längenrekord erwähnen – die „Ersatzfassung“ in 58,5 Zügen scheint ja zu halten…

Lieber Werner, im Namen aller Leser hier gratuliere ich dir von Herzen zum Geburtstag; ich wünsche dir für das nächste Lebensjahrzehnt alles Gute, vor allen Dingen natürlich Gesundheit und weiterhin viel Freude und Erfolg bei unserem Lieblingshobby!

Die Aufgabe von Werner, die ich heute vorstelle, har er schon als „Spät-Twen“ gebaut, und sie zeigte schon vor über 50 Jahren seinen Hang zu den außergewöhnlichen und besonders phantasievollen Aufgaben, speziell in unserem Lieblings-Segment des Problemschachs.

Werner Keym
Die Schwalbe 1971, 1.-2. Preis
Ergänze die 2KK, dann Matt in weniger als einem Zug! (12+6)

 

Das ist sehr hübsch, aber nicht schwer – viel Freude beim Lösen! Und wie immer: Die Lösung kommt hier in etwa einer Woche.

Lösung

En Passant kommt hier nicht in Frage, also muss das Matt durch Vervollständigung der Rochade erfolgen. Weiß schlug dxcxbxBa, exdxcxb sowie fxexdxc, das sind alle fehlenden schwarzen Steine. Schwarz schlug bxa4, hxg4 gxf/h; bxa4, fxg4 und gxBh funktioniert nicht, da [Lc1] fehlt!
Nicht Kc1/Kd3 oder Kg1/Kf3, da [Bf7] schlagfrei umwandeln musste, auch nicht Kf6/Kg8, da Th8 bereits gezogen hat, um [Bh2] die Umwandlung zu ermöglichen.
Also nur Kd6/Kc8 und 1.– 0-0-0#.

Josef Haas

Heute, anlässlich seines 100. Geburtstages, gedenken wir des großartigen Stuttgarter Retrokomponisten Josef Haas (28.1.1922 – 11.11.2003).

Die Verbindung von Retroanalyse und seinem Beruf als Erster Hauptkommissar beim Landeskriminalamt in Stuttgart bringt er nicht nur mit dem Titel, sondern auch schon im allersten Absatz seines Büchleins „Tatort Schachbrett“ zum Ausdruck:

Nach einer Anregung des deutschen Kriminalisten Dr. Hans Schneickert sollte bei der Lösung ei-nes Kriminalfalles nach folgendem Schema vorgegangen werden:

WAS WO WANN WIE WOMIT WARUM und WER…?

Die Beantwortung dieser Fragen werde in der Regel zur raschen Aufklärung der Tat und zur Überführung des/der Täter(s) beitragen. Ein ähnliches methodisches Vorgehen ist auch bei der Lösung einer Retro-Schachaufgabe ratsam …

Hier im Blog habe ich schon mehrere klassische Retros (er hat sich aber auch etwa mit Circe-Retros beschäftigt) von Josef Haas vorgestellt — nutzt einfach mal die Suchfunktion, wenn ihr die noch einmal anschauen wollt: Es lohnt sich immer!

Heute möchte ich euch seinen Erstling vorstellen: Der hat beachtliche Tiefe und hat in einem hochklassigen Turnier gleich eine hohe Auszeichnung erhalten. Schaut euch das Stück vielleicht bei einem Glas Württemberger einmal an – nur für „zwischendurch“ erscheint es mir schon recht komplex zu sein.

Josef Haas
Die Schwalbe 1968, 3. Preis; Dr. Karl Fabel gewidmet
Weiß nimmt so zurück, dass er in einem Zug mattset-zen kann. (10+11)

 

 

Und wie stets folgt die Lösung hier in etwa einer Woche.

Lösung

Lösung: R Db2xLa3 & vor: 1.exd6ep#
Schlagbilanz: [Bb7] schlug [Ba2], [Bc7] schlug [Lc1], [Bh7] schlug [Bf2] und [Bd2] sowie einen Springer und einen Turm. [Bb2] schlug einen Turm, [Bc2] schlug auf seinem Weg nach e5 einen Springer und die Dame; [Bh2] schlug den anderen Springer.

Daher kommen folgende Züge nicht als letzter schwarzer Zug in Frage: cxd3, d4-d3, cxd5, dxe6, cxb3 ([Lc1] wurde auf einem schwarzen Feld geschlagen) und e7-e6. Auch die Züge bxa5, d6-d6 sowie bxa6 scheiden als letzter schwarzen Zug aus (illegale Schachs / illegale Läuferstellung).

Letzter schwarzer Zug war demnach d7-d5, davor geschah Sd5-b4+.